6. Januar 2021

So jonglieren Sie richtig

Laufen Sie auch ab und zu Gefahr, mit zu vielen Bällen - sprich Zielen und Projekten - zu jonglieren? Mein Rat: Halten Sie einen Moment inne. Vielleicht kommen Sie ja zum Schluss, dass mehr Spezialisierung und Fokus ihr Unternehmen weiter bringt.

Jonglieren ist als Bewegungskunst Teil der Artistik und gehört traditionell zu den Darbietungen des Zirkus beziehungsweise des Varietés. Jonglieren bezeichnet in erster Linie die Fertigkeit, mehrere Gegenstände wiederholt in die Luft zu werfen und wieder aufzufangen, so dass sich zu jedem Zeitpunkt mindestens einer der Gegenstände in der Luft befindet. Vielen von uns wird es gelingen, dies allenfalls mit drei Bällen zu tun, aber erst nach nicht unerheblichem Üben.

Wenn es nun aber nicht nur bei drei Bällen bleiben soll und es mehr werden müssen? Wenn es dann in vielen Teilbereichen der persönlichen und geschäftlichen Ziele und Verantwortungsbereiche noch mehr oder gar mitunter zu viel zum Jonglieren gibt, dann wird es eher schwierig mit der Zielfokussierung und der Qualität der nachhaltigen Zielerreichung.

Hochseilakt ist nichts für den Tiger-Dompteur

Die Planung und Umsetzung von Transformations- und Digitalisierung-Vorhaben mittels Jonglieren sollte auch gerade darum ein vom Management gesteuerter und vom mittleren Management aktiv unterstützter Prozess sein. Das Trennen und kompetenzabgestimmte Verteilen von solchen «Jonglier-Bällen», sprich von Fach-, Management- und Unternehmer-Aufgaben und Zielen, kann mitentscheidend sein für die Nachhaltigkeit von ambitiösen Weiterentwicklungen und Kompetenzausprägungen.

«Fehlt nur noch das Zelt, dann wäre der Zirkus hier komplett». Diese Redewendung soll in Erinnerung rufen, dass in einer Zirkus-Organisation jede Person meist hochspezialisiert seine Aufgabe erfüllt. In diesem «Zirkus-Zelt» kann nicht einfach ein «Tiger-Dompteur» zu einem «Hochseil-Akt» hochsteigen, noch dazu in Perfektion. Zudem nützt ihm oben auf dem «Hochseil-Akt» dann auch die Peitsche nichts.

Übergeben statt delegieren

Übertragen auf die Digitalisierung, die digitale Transformation und weitere Challenges, wie die Corona- und Cybercrime-Tsunami-Wellen, sollte es eigentlich nahe liegen, dass zunehmend Fach- und Management-Aufgaben intern oder extern nicht nur delegiert, sondern vollständig übergeben werden.

Denn vermutlich ist es so, dass unterdessen jede Organisation interne und externe «Dompteure» braucht, welche sich mit den richtigen Werkzeugen (Toolset, Skillset, Mindset) ins «Tiger-Gehege» oder auf den «Hochseil-Akt» wagen und sich dort hochspezialisiert um die (zu) vielen zu jonglierenden Ziele kümmern.

Durchschnitt reicht je länger je mehr nicht (mehr)

Wenn alle Akteure im hoffentlich funktionierenden «Zirkus» auf maximierte Spezialisierung ausgerichtet sind, dann reicht Durchschnitt nicht mehr. Es braucht überdurchschnittliche Leistungen.

Werden dabei «Jonglier-Bälle» oder mitunter gar «heisse Kartoffeln» durch externe Service-Lieferanten übernommen, dann kann jemand anderes in der Organisation befreit und konzentriert auf den allenfalls betriebskritischen «Hochseil-Akt» emporsteigen. Auf einen «Hochseil-Akt», welchen möglicherweise alle (Stakeholder, Shareholder etc.) gespannt erwarten, der gar überfällig ist oder bisher eben verhindert wurde wegen zu vielen jonglierten Zielen.

Hochgelobte Selbstorganisation braucht Führung

Die hybride und digitalisierte Arbeit ist in Form eines Tsunami und parallel zu den Corona-Wellen gekommen, um zu bleiben. Als entscheidendes Rückgrat der künftigen grenzenlosen Kollaboration und digitalisierten Arbeitsformen werden dabei die resiliente Geschäftskontinuität bezüglich Datenschutz und Datensicherheit sowie der optimierte Schutz der digitalen Identität fungieren.

Die hochgelobte Selbstorganisation, speziell in digitalisierten Organisationen inklusive Homeoffice, braucht derzeit spezielle Führung und passende Rahmenbedingungen – in der «Manege» unter dem «Zirkus-Zelt».

Speziell die mitunter tendenziöse Desinformations-Gefahr wie Fake-News oder «Alternative Facts» durch das Internet, Social Media und Medien generell ist zu beachten in diesen anspruchsvollen Zeiten der sozialen Distanz und Isolation (wie Home Office).

Kultur des Gelingens etablieren

Viele Probleme, Herausforderungen und Veränderungen sind derzeit speziell  nicht nur für andere, sondern speziell mit Betroffenen und Beteiligten zu meistern. Die Begeisterung und Begeisterungsfähigkeit für Neues und Anderes sollten trotz den Challenges und Krisen möglichst aufrecht erhalten werden bzw. nicht verloren gehen. So sind zum Beispiel Erfolgsstories förderlich für das Mindset und die Justierung des Wertesystems.

Eine neue Kultur des Gelingens (auch mit weniger Jonglier-Bällen) sollte die derzeitige Kultur des («eher») Scheiterns ablösen.

Verbundenheit, Wertschätzung und Vertrauen in der neuen Distanz zu Mitarbeitenden und Menschen sind wichtiger geworden und mehr als nur Floskeln in Hochglanz- / Werbe-Prospekten. Diese Verantwortung im und am Ganzen sollten möglichst alle mittragen. Sich möglichst in Verzicht üben gehört zur «Avantgarde» in der aktuellen Corona-Challenge. «Fides» (Glauben, Vertrauen, Hoffen) und «amor fati» (Liebe zum Schicksal) reichen nicht mehr aus. Jede und jeder soll selbst pro-aktiver und präventiver werden, mithelfen und sich solidarisch zeigen.

 

Disclaimer: Dies ist ein persönlicher Beitrag von Fridel Rickenbacher, einem in der Arbeitsgruppe Redaktion engagierten Mitglied. Möchten Sie auch im Redaktionsteam mitarbeiten? Dann freuen wir uns über eine Kontaktnahme.

Bild: Adobe Stock

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