7. Oktober 2025
Warum ICT-Jobs keine Berufe mehr sind

Die Digitalisierung verändert nicht nur unsere Produkte, sondern auch wie wir arbeiten. Klassische Berufsbilder passen nicht mehr zu dem, was Firmen brauchen. Ein Beispiel: Die Systemadministratorin von gestern automatisiert heute Cloud-Infrastrukturen, entwickelt DevOps-Strategien und schult Teams in neuen Tools. Sein eigentlicher Berufstitel sagt nichts mehr über seine tatsächlichen Aufgaben aus.
Entstehung des rollenbasierten Denkens
Welches sind die treibenden Faktoren für diese Entwicklung?
- Technologischer Wandel: Aufgaben ändern sich schneller als Stellentitel und Projekte brauchen flexible Teams, statt starre Organigramme.
- Interdisziplinarität: IT-Projekte überschreiten Abteilungsgrenzen. Ein Data Scientist arbeitet mit Marketing, Finanzen und Produktion zusammen; seine Rolle passt sich dem Kontext an.
- Skills statt Titel: Unternehmen erkennen, dass Innovation durch das richtige Skillset angetrieben wird, nicht durch den passenden Stellentitel. Kompetenzen werden mit Aufgaben gematcht, unabhängig von der formalen Position.
Warum swissICT den Wechsel vollzieht
Der Markt hat gesprochen. Schweizer Firmen organisieren sich zunehmend nach Rollen und immer weniger nach Berufen. Das zeigt auch die Datenerhebung der ICT-Salärstudie: Teilnehmende Unternehmen der ICT-Salärstudie fragten nach rollenbasierten Modellen.
Agile Arbeitsformen sprechen von Product Owner, Scrum Master oder DevOps Engineer. Diese passen nicht in das alte Berufe-Schema. Zudem führte die Arbeitsgruppe Berufe der ICT Interviews mit vier grossen Schweizer Unternehmen.
Das Ergebnis: Alle gehen mit der Zeit und setzen auf flexible Rollenmodelle.
Was eine Rolle ausmacht
Rollen sind präziser als Berufe. Jede Rolle definiert:
- Aufgaben: Fachliche Tätigkeiten und soziale Interaktionen, denn in der ICT funktioniert nichts ohne Teamwork.
- Verantwortung: Was muss diese Rolle liefern? Welche Ergebnisse sind erwartet?
- Kompetenzen: Welche Fähigkeiten braucht die Person? Auf welchem Level?
- Kompetenzstufen: Wie gut muss jemand eine Fertigkeit beherrschen? Eine Junior DevOps Engineerin braucht andere Skills als eine Senior.
Der Unterschied zu Berufen
- Beruf = Eine erlernte Profession mit Ausbildung, die fix ist und eine klare Marktidentität beinhaltet (bsp. Lehrerin, Chirurgin).
- Rolle = Eine tatsächliche Tätigkeit im Team – flexibel, projektbezogen, dynamisch (bsp. DevOps Engineer, Scrum Master).
Eine Informatikerin kann die Rolle einer Cloud Architects, Security Specialists oder AI Engineers übernehmen – je nach Projekt und Kontext.
Rollen bringen Klarheit und sie beschreiben, was eine Person tatsächlich macht, nicht was sie gelernt hat. Dadurch entsteht Flexibilität: Mitarbeitende können verschiedene Rollen übernehmen und sich kontinuierlich weiterentwickeln. Für das HR wird es zugleich einfacher, passende Kompetenzen für konkrete Aufgaben zu finden.
Die Praxis zeigt: Das Modell funktioniert. Viele Unternehmen arbeiten bereits rollenbasiert und sind dadurch agiler, innovativer und attraktiver für Fachkräfte geworden.
Die Rollen der ICT bilden diese Realität ab. Sie helfen Organisationen, die richtigen Menschen für die richtigen Aufgaben zu gewinnen. Der Wandel von Berufen zu Rollen ist deshalb mehr als ein neuer Begriff; er steht für ein verändertes Verständnis von Arbeit in der digitalen Welt. Deshalb wird das swissICT-Standardwerk Berufe der ICT zu Rollen der ICT weiterentwickelt.
Dieser Beitrag wurde von der Arbeitsgruppe Berufe / Rollen der ICT erstellt.
Autoren: Beat Fluri & Gregor Färber