30. November 2021
«Firmen mit einer Dual-Innovation-Strategie machen die grössten Fortschritte»
Sascha Meier, was ist eigentlich der grössten Hebel in der digitalen Transformation?
Sascha Meier: Die Schweiz bietet dank ihrer Lage aus Sicht der Stabilität, der Infrastruktur, aber auch dank der Verfügbarkeit vieler hochqualifizierten Fachkräfte, beste Voraussetzungen für die digitale Transformation. Viele schweizerische Unternehmen befinden sich in einer guten Startposition, da sie oft in ihrem Bereich bereits führend oder durch Innovation gut im Markt positioniert sind.
Digitale Transformation muss jedoch immer weiter vorangetrieben werden. Wie auch in anderen Bereichen ist hier zentral: Es muss mit einer klaren Vision und einer passenden Strategie beginnen. Der zweite wichtige Punkt ist der Executive Support. Es muss klare Verantwortungen geben, die von der Geschäftsführung getrieben und unterstützt werden. Weiter ist der Einbezug der Mitarbeitenden entscheidend, genauso wie die Nutzung neuester Technologien. Die Organisation der Firma sollte einer Programm- oder Teilprojektstruktur entsprechen, die es erlaubt, Teilziele möglichst rasch zu erreichen.
Wenn du mich aber fragst, was insgesamt der grösste Hebel ist, um voranzukommen, dann sehe ich, dass jene Firmen die grössten Fortschritte machen, die auf eine Dual-Innovation-Strategie setzen. Damit meine ich, dass Unternehmen einerseits intern ihre bestehenden Geschäftsmodelle weiter verbessern, digitalisieren und transformieren. Und anderseits bei der Umsetzung ihrer Vision entsprechend auch den Markt analysieren und durch Akquisitionen Geschäftsbereiche erweitern oder Technologien ins Unternehmen bringen.
Welcher der beiden Teile sollte stärker gewichtet werden?
Es kommt auf das Unternehmen an. Wenn wir zum Beispiel die Digital Economy Award Finalisten anschauen, dann ist es ein Unterschied, ob man eine SBB oder eine Mobiliar ist. Die Voraussetzungen sind anders. Entsprechend der Branche und der Gesamtstrategie ist für viele vielleicht die interne Entwicklung massgebender. Für den langfristigen Erfolg sind das Auge am Markt und die Innovationsstrategie durch Akquisitionen aber genauso wichtig.
Mit Dual-Innovation habe ich einen neuen Begriff gelernt.
Ich weiss nicht, ob das ein standardisierter Begriff ist. Dell Technologies zum Beispiel macht das auch so. Wir entwickeln unsere Produkte laufend weiter, haben aber auch immer ein Auge am Markt, akquirieren Technologiefirmen und Startups. Und beim Sieger des Digital Excellence Award in der Kategorie Grossunternehmen sieht man, dass dieses Unternehmen auch erfolgreich auf eine Kombination aus Weiterentwicklung und Akquisition von strategischen Firmen setzt.
Du warst am Jurytag das erste Mal dabei. Wie war es?
Es war das meine erste Jury-Erfahrung. Als neues Mitglied war ich sehr beeindruckt vom strukturierten und applikationsunterstützten Prozess. Alle Mitglieder haben unter der Leitung des Jurypräsidenten Bramwell Kaltenrieder eine Einzelanalyse durchgeführt. Obwohl die Beurteilungen der digitalen Exzellenz und speziell die Fortschritte der digitalen Transformation keine exakte Wissenschaft ist, haben sich die Einzelanalysen in über 80 Prozent gedeckt. Angesichts der verschiedenen Perspektiven der Jury-Mitglieder war das doch eine spannende Erkenntnis. Bei den offenen Fragen und der Möglichkeit mit Firmenvertretern zu sprechen, bekamen wir dann ein klares und einstimmiges Bild.
Du bist in der Jury der Kategorie Digital Excellence Grossunternehmen engagiert. Welche Hürden haben Grossunternehmen im Vergleich zu einem KMU zu meistern?
Die meisten Grossunternehmen haben eine viel grössere «Legacy». Insbesondere auch aus IT-Sicht. Darum braucht es unbedingt eine Vision, eine Strategie und ein Programm-Setup, das es ermöglicht, die Strukturen auch in Grossunternehmen schnell weiter entwickeln zu können. Die Organisation ist viel komplexer und dadurch sind auch die Business-Prozesse komplexer. Es bestehen mehr Abhängigkeiten.
Du hast gesagt, dass das Urteil in der Jury relativ eindeutig war.
Eindeutig, oder vielleicht treffender, ziemlich einstimmig. Es war aber nicht so, dass es den klaren Gewinner gab und dann lange nichts. Die Finalisten bewegen sich alle auf sehr hohem Niveau.
Was kannst du zum Sieger sagen. Was hat es aus deiner Sicht genau ausgemacht, dass die Mobiliar gewinnt?
Die Mobiliar sieht die Digitalisierung als Basis. Ich sage immer, dass es heute eigentlich keine IT-Strategie mehr braucht. Es braucht eine Business-Strategie, nach dem Motto «smart, enabled by technology». Bei der Mobiliar sind unter Digital Excellence alle Bereiche am besten abgedeckt. Das heisst, sie haben ihr Kernbusiness sehr stark digitalisiert. Die bestehenden Prozesse wurden digitalisiert, um effizienter zu werden und Synergien zu gewinnen.
Und sie haben auch eine Dual-Innovation-Strategie aufgesetzt. Es ist sehr beeindruckend zu sehen, in welche Firmen die Mobiliar investiert, oder sie teilweise sogar ganz übernommen hat, obwohl sie eigentlich ausserhalb ihres Kerngeschäfts sind. Dies erlaubt ihnen, in den verschiedenen Bereichen Versicherungen und Leistungen zu verkaufen. Das steigert wiederum das Kernbusiness. Da geht es zum Beispiel um Vermietungen, wo dann wiederum Hausratsversicherungen, Kautionen usw. abgedeckt werden können.
Grossunternehmen wie die Mobiliar haben viele Mitarbeitende und eine komplexe Organisation. Was hast du für einen Eindruck bekommen bezüglich dem Einfluss der Mitarbeitenden auf die Transformation?
Ich kenne die Mobiliar aus IT-Sicht, aus dem Arbeitsmarkt Schweiz. Sie gilt unter Mitarbeitenden als sehr innovativ und als «cooler» Arbeitsplatz, insbesondere für Softwareentwickler. Die Mobiliar gibt sich auch Mühe bei Industrieveranstaltungen, im Bereich Softwareentwicklung eine Leader-Rolle zu übernehmen und sich so zu positionieren. Ich glaube, dass die Mobiliar auch diesbezüglich einen sehr guten Job macht und so auch junge talentierte Entwickler gewinnen kann.
Was macht eigentlich Dell Technologies konkret, damit die digitale Transformation bei den Kunden gelingt?
Ein Alleinstellungsmerkmal von Dell Technologies ist, dass wir Kunden ganzheitlich auf dem Weg der digitalen Transformation als Partner begleiten. Dabei geht es uns nicht darum, alles einfach für die Kunden umzusetzen und dann ist fertig. Sondern wir starten gemeinsam Pilotprojekte und sorgen für einen Know-How-Transfer. Damit sind sie dann selbst in der Lage, diesen Prozess kontinuierlich weiter zu führen und so ihr digitales Go-to-Market-Modell in der Realität umzusetzen.
Der zweite Punkt: Wir sind in der Lage, den End-to-end-Technologie-Stack zur Verfügung zu stellen. Das heisst, wir haben sogenannte «Developer-ready-infrastructure». Zum Beispiel «Platform as a Service». Der Kunde muss nicht mehr, wenn er Services, Speichersysteme, Netzwerk oder sonst etwas braucht, überall separat entscheiden, wen er nimmt. Er kann, von uns unterstützt und befähigt, Plattformen beziehen und sehr einfach betreiben und lifecyclen. Wir nehmen damit dem Kunden sehr viel Engineering und Automations-Komplexität ab.
Diesen Stack und die Application-Developer-Experience können wir über die Multi-Cloud-Welt zur Verfügung stellen. Das heisst, die genau gleiche Experience können wir in Azure, in AWS, in Google, im eigenen privaten Rechencenter oder an einer Edge-Location anbieten, abhängig vom Produkt und dem Umfeld der Unternehmen.
Also man muss nicht noch 2 Jahre warten, bis man etwas machen kann, sondern es geht ziemlich schnell los.
Genau. Wir nehmen dadurch viele Technologierisiken raus. Wir «engineeren» es, führen es ein und machen die Upgrades. Das heisst, dass die Transformation und Agilität der internen IT beim Kunden stark gesteigert wird und sie können sich auf den Mehrwert für ihr Business fokussieren. Mit unserer Plattform ist das von Tag 1 an gegeben.
Vielen Dank Sascha für die spannenden Insights!
Interview: Simon Zaugg
Bild: zvg
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