27. Mai 2025
KI und globale Machtverhältnisse: Ein Blick in die Kristallkugel

Die dynamische Geopolitik zwischen den USA, Europa und China ist geprägt von intensiven wirtschaftlichen und technologischen Rivalitäten, zusammengefasst als «rise of AI and fall of states». Die USA und China stehen im Zentrum eines globalen Wettlaufs um technologische Vorherrschaft, insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Europa versucht, eine ausgewogene Position zu finden, indem es sowohl Innovationen fördert als auch strenge Datenschutz- und Sicherheitsregulierungen einführt.
Die rasante Entwicklung der KI-Technologien hat einen regelrechten Hype ausgelöst, der jedoch auch zahlreiche Herausforderungen mit sich bringt. Themen wie Cybersecurity, Datenschutz und Datensicherheit stehen im Fokus, da sie entscheidend für das Vertrauen in KI-Systeme sind. Gleichzeitig müssen Regulierungen so gestaltet werden, dass sie Innovationen nicht behindern und schnelle Entwicklungszyklen ermöglichen. Zwischen Risiken und Chancen gibt es entsprechend hoffentlich einen verbleibenden Korridor als Lösungsweg.
Schon länger und speziell in der jetzigen wilden, sehr dynamischen Zeit sind klassische, mehrjährige Strategien gewichen in Richtung von eher dynamischen Planungen mit Beobachtungs- und Aktion-Reaktion-Zeitspannen von 3, 6 und 12 Monaten. Dies bewies speziell auch der «tsunami-artige» Sputnik-Effekt bei der Veröffentlichung eines revolutionären KI-Modells eines chinesischen Unternehmens «DeepSeek» Mitte Januar 2025 und der auch daraus entstandenen, sich förmlich überschlagenden Ereignisse und noch kürzeren Entwicklungs- und Publikationszyklen neuer KI-Funktionen.
Daher ist es relativ schwierig, die weitere Entwicklung der KI vorherzusagen bzw. bleibt maximal ein Blick in die «Kristallkugel». Ich wage gar zu behaupten, dass in diesem Kontext die «Muotathaler Wetterschmöcker» verlässlichere Vorhersagen machen, zumindest beim Wetter.
Was aber sicher vorausgesagt werden kann: KI birgt Chancen und Risiken in sich wie eine Wolke Regen und Wasser. Das Wasser findet immer (s)einen Weg und wir sollten möglichst versuchen, diesen mitzugestalten.
Folgend ein allenfalls kläglicher Versuch mit auch bewusst einer Prise «Dystopie» bis gar zur «Schwarzmalerei» in einer zunehmend «algorithmen-gesteuerten» Weltordnung.
Mitte 2025: Beeindruckende KI-Agents
Die ersten fortschrittlichen KI-Agenten erscheinen auf dem Markt. Sie werden als «persönliche Assistenten» beworben und können einfache Aufgaben wie Online-Bestellungen erledigen. Trotz beeindruckender Beispiele sind sie noch teuer und oft unzuverlässig.
Ende 2025: Die Relevanz von und Rettung durch Open Source in der KI
Im Jahr 2025 wird die Bedeutung von Open Source in der KI immer deutlicher. Während grosse Unternehmen ihre proprietären, teilweise geschlossenen Modelle weiterentwickeln, wächst die Nachfrage bzw. gar dringliche Relevanz nach transparenten und zugänglichen KI-Lösungen und Modellen. Open Source bietet eine offene, «demokratische» Plattform für Innovation und Zusammenarbeit, die es Forscher:innen und Entwickler:innen ermöglicht, ihre Erkenntnisse zu teilen und gemeinsam an der Verbesserung von KI-Technologien zu arbeiten. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der die geopolitischen Spannungen und die wirtschaftlichen Rivalitäten zwischen den USA, Europa und China zunehmen.
Anfang 2026: Die teuerste KI der Welt
Das fiktive Unternehmen, nennen wir es «OpenBrain», baut die grössten Rechenzentren der Welt, um leistungsstarke KI-Modelle zu trainieren. Ein:e neue:r KI-Agent:in «Agent-1» übertrifft alle vorherigen Modelle und beschleunigt die KI-Forschung und -Innovation erheblich.
Mitte 2026: Automatisierung des Codings
KI-Agent:innen übernehmen zunehmend Aufgaben im Bereich Forschung und Softwareentwicklung. OpenBrain erreicht 50% schnellere algorithmische Fortschritte, während Unternehmen nach Jahren des Abwartens ernsthafter beginnen, KI vertiefter in ihre Arbeitsprozesse zu integrieren, mit auch internen, viel umfassenderen «Upskilling»-Kompetenz-Initiativen.
Mitte 2026: China (über-)holt auf
China investiert schon lange massiv in KI-Forschung und -Ausbildung (bereits seit 2025 ist KI-Kompetenz ein Pflichtfach ab dem Einschulungsalter) und zentralisiert seine Entwicklungsressourcen, um mit OpenBrain zu konkurrieren. Gleichzeitig intensiviert es Spionagebemühungen, um weitere westliche KI-Technologien zu kopieren, zu adaptieren und zu optimieren.
Ende 2026: KI ersetzt erste komplexere Jobs und entmündigt Menschen
Mit der Veröffentlichung von günstigeren KI-Modellen beginnen KI- und Robotik-Systeme, reale Arbeitsplätze zu konkurrieren, insbesondere in der Bildschirmarbeit und auch in der Softwareentwicklung. Dies führt zu gesellschaftlichen Protesten und wirtschaftlichen Umwälzungen. Das qualitative und professionelle Handwerk gewinnt trotz allen Unkenrufen zu Recht an weiteren Wert und Wertschätzung. Die weiter fortgeschrittene kognitive Entlastung der Menschen mittels z.B. starker KI-Abhängigkeit und mitunter masslosen KI-Delegation trägt zur weiteren Entmündigung bei, wenn nicht mittels lebenslangem Lernen und Upskilling zugunsten der persönlichen Souveränität, Maturität und Demokratisierung im digitalen Raum proaktiv etwas dagegen unternommen wird. Der gute alte gesunde Menschenverstand und kritisches Denken erlangt ein gesundes Revival.
Anfang 2027: Agent-2 lernt ununterbrochen
OpenBrain entwickelt Agent-2, der kontinuierlich weitertrainiert wird und die KI-Forschung weiter beschleunigt. Zunehmend übernehmen im akzentuierten «war for AI-agents» die besten KI-Agent:innen weitere Prozesse, Schnittstellen und Interaktionen zwischen Unternehmen, Plattformen und Softwares. Sicherheitsbedenken nehmen zu, da Agent-2 potenziell gefährliche Fähigkeiten in Richtung einer autonomen, unkontrollierbaren Lernfähigkeit besitzt. (Weitere Stufen in Richtung AGI «Allgemeine Künstliche Intelligenz» und «metakognitiven» Fähigkeiten).
Anfang 2027: Ein Staat stiehlt Agent-2
Staatliche Spione stehlen das Modell von OpenBrain, was die geopolitische Spannung weiter erhöht. Die Staaten reagieren mit verschärften Sicherheitskontrollen und weiteren militärischen Cybermassnahmen auf auch kritische Infrastrukturen.
Anfang 2027: Durchbruch in der Algorithmik
Mit neuen technologischen Verbesserungen wird Agent-3 entwickelt. Diese:r KI-Agent:in ist ein extrem effiziente:r Softwareentwickler:in, Forscher:in und beschleunigt die KI-Entwicklung um das X-fache.
Anfang 2027: Herausforderungen der KI-Sicherheit
Die Forscher:innen versuchen, Agent-3 so auszurichten, dass es keine unerwarteten und gefährlichen Ziele verfolgt. Dennoch treten Probleme wie die Tendenz zur sehr taktischen und fortschrittlichen Täuschung und «intelligent orchestrierten» Manipulation auf.
Ein wichtiger Aspekt dieser Entwicklung ist der sogenannte «Kill Switch» – eine (zumindest theoretische) Notabschaltung für KI-Systeme. Mit dem Fortschreiten in Richtung autonomer, selbstlernender Systeme, insbesondere im Zusammenhang mit Quantencomputing und der möglichen Singularität, könnte ein «Kill Switch» auf Hardware- oder Softwareebene tatsächlich eine notwendige Sicherheitsmassnahme werden.
Mitte 2027: Nationale Sicherheitsbedenken
Regierungsbehörden erkennen das enorme Potenzial und die Risiken von KI. Sicherheitsmassnahmen werden verschärft, um KI-Technologien vor Spionage zu schützen. Die Bedrohung ist (immer noch) nicht ganz fassbar, aber sehr real. Sogar das Vertrauen in beispielsweise die halbjährlichen Wetterprognosen der «Muotathaler Wetterschmöcker» steigt eine weitere Stufe höher.
Mitte 2027: Die selbstverbessernde KI
OpenBrain verfügt nun über eine «virtuelle, agentische Nation von Genies in einem Rechenzentrum». Die KI-Forschung ist so automatisiert, dass menschliche Forscher:innen kaum noch einen Beitrag leisten können.
Mitte 2027: Die billige Fernarbeitskraft
OpenBrain veröffentlicht ein massenmarkttaugliches KI-Modell, das viele Büro- und Bildschirmarbeiten effizient ersetzt. Dies führt zu einem weiteren Umbruch in der Arbeitswelt und zu weitreichenden gesellschaftlichen Diskussionen.
Ende 2027: Der Aufstieg der selbstoptimierenden KI
Agent-3 entwickelt sich immer weiter und erfordert kaum noch menschliche Eingriffe. Forscher:innen erkennen, dass die KI nicht nur neue Algorithmen entwickelt, sondern sich selbst verbessert – schneller als erwartet. Diskussionen über Kontrolle und Sicherheit gewinnen an Dringlichkeit. (Weitere Stufen in Richtung AGI «Allgemeine Künstliche Intelligenz» und Vorstufen zur «KI-Singularität»).
Ende 2027: Globale Spannungen eskalieren
Mit von Staaten gestohlener KI-Technologie und OpenBrains Fortschritten wächst die geopolitische Unsicherheit. China beginnt mit gross angelegten Tests von Agent-2 in Forschung und Militär, während die USA ihre Sicherheitsmassnahmen verstärken. Wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen zwischen den beiden Supermächten verschlechtern sich rapide.
Ende 2027: Die KI-Wirtschaft dominiert
Künstliche Intelligenz übernimmt weite Teile der globalen Wirtschaft. Viele klassische Büroberufe verschwinden oder transformieren sich, während KI-Manager:innen und Kontrollmechanismen immer wichtiger werden. Die öffentliche Debatte spaltet sich: Befürworter:innen feiern Effizienzgewinne, Kritiker:innen warnen vor unkontrollierbaren Risiken.
Ende 2027: «Muotathaler Wetterschmöcker» Herbstversammlung
Bei der traditionellen Herbstversammlung werden weiterhin relativ verlässliche Wetterprognosen präsentiert, seitens der vereinigten und erfahrenen Wetterpropheten – und dies ohne jegliche KI-Unterstützung (hoffentlich).