Rollen der ICT: Ein leiser, aber tiefgreifender Wandel

Traditionelle Strukturen stossen in der dynamischen IT-Landschaft mit klar definierten Berufsbildern zunehmend an ihre Grenzen. Wo früher klare Zuständigkeiten und hierarchische Teams dominierten, stehen heute Agilität, Flexibilität und interdisziplinäre Zusammenarbeit im Zentrum.

Agile Frameworks haben diesen Strukturwandel über den IT-Sektor hinaus beschleunigt. Sie verändern nicht nur Arbeitsprozesse, sondern auch das Verständnis von Verantwortung und Kompetenz. Dynamische Rollen, die auf die Schnelllebigkeit der Arbeitswelt reagieren können, entsprechen dem Zeitgeist.

Neue Karrierewege & Rollenvielfalt

Die klassische ICT-Welt war geprägt durch klar abgegrenzte Funktionen, also Systemadministrator:innen, Softwareentwickler:innen und Projektleitende. Sie arbeiteteten in festen Strukturen, oft entlang einer linearen Kette von Plan – Build – Run. Der Erfolg beruhte auf Effizienz, Stabilität und festgelegten Schnittstellen.

In der agilen Arbeitswelt hingegen werden diese Grenzen zunehmend aufgebrochen. Teams sind interdisziplinär aufgestellt, Hierarchien sind flacher und Verantwortlichkeiten werden dynamisch verteilt. Statt fixen Aufgabenbeschreibungen bestimmen Rollen, wie sich eine Person im jeweiligen Kontext einbringt. Für ICT-Fachleute bedeutet das: Karrierewege verlaufen weniger linear, und Entwicklung erfolgt über Erfahrung, Projekte und Rollenvielfalt statt über Titel oder Hierarchiestufen.

Damit verändert sich auch, wie wir Führung verstehen: Fachliche Verantwortung und personelle Leitung lösen sich immer stärker voneinander. Während letztere meist stabil bleibt, kann die fachliche Verantwortung flexibel ausgestaltet sein. Sie wird weniger über eine Position definiert, sondern über Beitrag, Kompetenz und Kontext.

Rollen & Arbeitsformen

Neue Rollen wie Release Train Engineer, Product Owner oder Scrum Master verkörpern diesen Wandel. Sie verbinden technische Expertise mit Kommunikation, Moderation und Entscheidungsfähigkeit. Diese Profile sind nicht als Position, sondern als Haltung zu verstehen. Sie erfordern Selbstorganisation sowie interdisziplinäres Denken, und bauen auf Transparenz und kontinuierliche Verbesserung.

Gleichzeitig verschwinden traditionelle Tätigkeiten nicht, sondern sie verändern sich. Entwickler:innen, Administrator:innen oder Business-Analyst:innen bleiben zentral, doch ihre Arbeit findet immer häufiger in agilen Strukturen statt. Fachlichkeit ist die Basis; der Wert entsteht, indem Know-how in agile Konstellationen eingebracht und mit anderen Disziplinen vernetzt wird. Rollen agieren innerhalb cross-funktionaler Teams, deren Zusammensetzung und Verantwortlichkeiten sich mit jedem Programm-Increment oder Projekt verändern können.

swissICT passt sich diesem Wandel an. Im Berufsbilderverzeichnis Berufe/Rollen der ICT sind bereits zentrale Rollen aus dem agilen SAFe-Umfeld verzeichnet. Doch die Entwicklung geht weiter: Statt von Berufen spricht swissICT künftig von Rollen. Damit wird der Realität moderner ICT-Arbeit Rechnung getragen – einer Arbeitswelt, in der Flexibilität, Lernen und Zusammenarbeit wichtiger sind als feste Titel.

Dieser Beitrag wurde von der Arbeitsgruppe Berufe / Rollen der ICT erstellt.

Autoren: Peter Rohrer