Das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) und seine Vorgängerorganisationen sind seit 50 Jahren Mitglied bei swissICT. Welche Aufgaben hatte das BIT, bzw. das damalige Bundesamt für Informatik, bei seiner Gründung?
Dirk Lindemann: 1990 wurde das Bundesamt für Informatik gegründet, zuvor gab es bereits andere Ämter, deren Zuständigkeit im EDV-Bereich lag. Das Bundesamt für Informatik war ein sogenanntes Querschnittsamt und für die Bearbeitung von departementsübergreifenden technischen Fragen der Informatik zuständig. Es entwickelte auch selber Informatikanwendungen.
Das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) entstand 1999 aufgrund der raschen Entwicklung der Informationstechnologie. Bereits damals hat es Informatikleistungen zentral für die Departemente erbracht. Dazu zählten unter anderem Leistungen in den Bereichen Telekommunikation, Internet und Intranet, Beratung, Konzeption, Betrieb und Support sowie Sicherstellung der Katastrophenvorsorge.
Heute, 25 Jahre später, ist das BIT der grösste von mehreren IKT-Leistungserbringern der Bundesverwaltung. Wir betreiben und entwickeln Informatiklösungen für die Bundesverwaltung. Ausserdem stellen wir die Arbeitsplatzsysteme für rund 40’000 Mitarbeitende der Bundesverwaltung zur Verfügung und gewährleisten den Benutzersupport. Das BIT verantwortet zudem den Betrieb der IT-Basisinfrastruktur wie der Daten- und Telekommunikationsnetze und von Rechenzentren. Zunehmend entwickeln wir auch digitale Services für die Bevölkerung, zwei Bei- spiele sind die SwissCovid-App oder das Covid-Zertifikat.
Seit der Gründungszeit haben sich die Informationstechnologien rasant weiterentwickelt. Wie hat das BIT auf diese Veränderungen reagiert?
Wir agieren in einem sich rasant wandelnden Marktumfeld, in welchem sich in kürzester Zeit neue Arbeitsweisen und innovative Betriebsmodelle etablieren. Das BIT muss sich deshalb fortlaufend und rasch anpassen. Die digitale Transformation ist aber auch BIT-intern ein Thema: Zum einen haben wir 2020 die agile Arbeitsweise flächendeckend eingeführt, zum anderen müssen wir unsere internen Prozesse effizienter und durchgehender gestalten, um den sich ändernden Anforderungen und den grösseren Auftragsvolumen gerecht zu werden. Die Automatisierung von internen Prozessen spielt Ressourcen frei, die wir zugunsten der Digitalisierung unserer Kunden einsetzen.
Welches waren wichtige Meilensteine für das BIT in den letzten Jahren?
Ein wichtiger Meilenstein war sicher die Erneuerung der IT-Landschaft der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV), die wir im Programm FISCAL-IT zusammen mit der ESTV erfolgreich abgeschlossen haben. Ein weiteres wichtiges Vorhaben ist das Digitalisierungs- und Transformationsprogramm «DaziT» des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit, bei welchem alle Zollprozesse überarbeitet, vereinfacht und digitalisiert werden. Aktuell möchte ich das Programm «SUPERB» erwähnen, mit welchem im Herbst 2023 der neue SAP-Standard S/4Hana erfolgreich für die zivile Bundesverwaltung eingeführt wurde.
«In der ICT-Branche sind Austausch und Networking essenziell, deshalb profitiert das BIT stark von swissICT.»
Das BIT versteht sich als Digitalisierungsmotor der Schweizer Bundesverwaltung. Wie geht ihr vor?
Die Digitalisierung der Bundesverwaltung voranzutreiben, ist unser erklärtes Ziel. Das BIT entwickelt sich immer weiter in Richtung eines Generalunternehmers rund um die Themen IT und Digitalisierung. Das heisst, alles, was es für die erfolgreiche Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben braucht, bietet das BIT seinen Kunden an. Das umfasst einerseits die technologischen Aspekte: Das BIT hat sich in der Transformation so aufgestellt, dass es rasch auf technologische Veränderungen reagieren und IT-Projekte mit zukunftsgerichteten Technologien mit einem hohen Automatisierungsgrad umsetzen kann. Aber natürlich braucht es für die Digitalisierung mehr als neue Technologien. Unsere Mitarbeitenden haben jahrelange Erfahrungen in unzähligen IT-Vorhaben gesammelt. Dabei haben wir unsere Kunden und deren Geschäftsprozesse vertieft kennengelernt. Für die Bundesverwaltung ist das von grossem Wert: Von diesem spezifischen Know-how profitieren nun unsere Kunden bei der Realisierung ihrer Digitalisierungsvorhaben. Nicht zuletzt bringt das BIT dank seinen agilen Strukturen die nötige Fähigkeit mit, um mit den rasanten Entwicklungen in der IT Schritt zu halten.
Das Covid-Zertifikat ist eines der Projekte des BIT, die die breite Öffentlichkeit kennt. Welche Projekte des BIT sind zurzeit am Entstehen?
In der Corona-Pandemie konnte das BIT zeigen, wozu es fähig ist. Nicht nur in Bezug auf das Covid-Zertifikat, welches innerhalb von sieben Wochen erfolgreich realisiert werden konnte. Während der Pandemie hat das BIT in kürzester Zeit die technische Infrastruktur für ein stabiles und flächendeckendes Homeoffice für die Mitarbeitenden der Bundesverwaltung bereit- und sichergestellt, damit die Fachämter ihre IT-unterstützten Aufgaben auch unter erschwerten Bedingungen wahrnehmen konnten.
Auch das bereits erwähnte Programm «SUPERB» legt das Fundament für die weitere Digitalisierung der Supportprozesse in der Bundesverwaltung. Auch die E-ID ist ein wichtiges Projekt, in dem das BIT zusammen mit dem Bundesamt für Justiz (BJ), dem Bundesamt für Polizei (fedpol) und der Digitalen Verwaltung Schweiz (DVS) am Aufbau eines staatlich anerkannten, elektronischen Identifikationsnachweises (E-ID) beteiligt ist. In diesem Zusammenhang baut das BIT die E-ID-Vertrauensinfrastruktur und eine App (Wallet) für elektronische Identitätsnachweise auf.
swissICT bietet ein grosses Netzwerk, viele Events zum Erfahrungsaustausch und diverse Angebote wie die «Berufe der ICT». Wie nutzt das BIT diese Leistungen und Angebote von swissICT?
In der ICT-Branche sind Austausch und Networking essenziell, deshalb profitiert das BIT stark von swissICT, den angebotenen Leistungen und den vielen Events.
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