7. Dezember 2023

Agile Transformation: Jetzt erst recht!

Es hat sich herumgesprochen: Ein Fitness-Abo macht nicht fit, und die Einführung agiler Methoden macht nicht agil. In den letzten Jahren wurden zahllose Teams und ganze Firmen dazu gezwungen, Scrum oder Kanban, Holacracy oder Soziokratie, SAFe oder irgendeine angeblich agile Arbeitsweise einzuführen. Oft ohne positiven Erfolg.

Denn nicht selten bleibt die Organisation im alten Paradigma verhaftet. Die industrielle Revolution wurde durch Top-down-Management befeuert, und bis heute prägt dieser Ansatz die Unternehmen: Manager und Mitarbeiter:innen, Führungsleute und Geführte, Denken und Handeln. Daran ändert ein Scrum-Team in der Entwicklungsabteilung noch nichts. Doch in der heutigen Zeit der Wissensarbeit versagt der althergebrachte Ansatz, der zu Überarbeitung führt, Sitzungen zu inhaltslosen Ritualen verkommen lässt und oft nicht die Ergebnisse erzielt, die die Kundschaft sich wünscht.

Dass Vorgesetzte für ihre Untergebenen entscheiden, erweist sich als so ungeeignet wie ineffizient. Denn anders als vor hundert Jahren sind Mitarbeiter:innen aller Stufen in der Regel bestens ausgebildete Spezialist:innen ihres Fachs, die ihre Aufgabe besser verstehen, als ihre Vorgesetzten das könnten. Selbstorganisation wird dadurch zur Voraussetzung für organisationsweite Agilität. Die Anbieterinnen agiler Frameworks preisen ihre Methoden als geeignete Werkzeuge an, um diese Selbstorganisation und Agilität projektmässig einzuführen.

Doch hier besteht ein Missverständnis: Agile Methoden lösen keine organisatorischen Probleme. Sie können jedoch dabei helfen, die strukturellen Probleme in der bestehenden Arbeitsweise zu erkennen. Einzig die bewusste Arbeit an diesen Fragen wird das Unternehmen zu neuer Agilität führen.

Agile Pionier-Unternehmen wie die Digital-Agentur Liip entwickeln diese Themen seit über einem Jahrzehnt konsequent weiter. Heute profitieren sie stark davon, und ein Ende der Entwicklung ist nicht in Sicht. Organisationsstrukturen, Feedback-Systeme, Lohnsystem und Arbeitsprozesse werden wiederholt überarbeitet. Die Unternehmensführung wird immer wieder neu und dezentral organisiert. Dieser fortwährende Prozess erfordert Disziplin, Motivation und eine systemische Fähigkeit zur Veränderung.

Die Vorteile der so gewonnenen organisatorischen Agilität sind erheblich. Kollektive Führung führt zu besseren Entscheidungen, mindert Überlastung, fördert Innovation und erhöht die Zufriedenheit von Mitarbeiter:innen und Kundschaft. Sie erlaubt es Unternehmen, vorausschauend zu handeln, Innovationen voranzutreiben und ihre Arbeit effizienter zu gestalten. Trotz vieler Herausforderungen bleibt agile Transformation ein notwendiger Schritt auf dem Weg in eine erfolgreichere Zukunft.

 

Zur Person

Timo Bezjak forscht und berät zu agiler Transformation. Vor vielen Jahren arbeitete er bei Liip. Mit seiner Beratungsfirma Sfera entwickeln KMU, NPO und Verwaltungen ihre eigene Agilität. Ohne Reorganisation, ausgehend vom Bestehenden, mit allen Mitarbeitenden. Timo Bezjak ist Mitglied der Fachgruppe LAS von swissICT.

 

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