12. Dezember 2023
Wie KI von Hackern missbraucht wird
Ein kurzer Überblick: WormGPT ähnelt ChatGPT, aber ohne ethische Grenzen. Die KI basiert auf GPT-J (Generative Pre-trained Transformer with JAX), das 2021 von EleutherAI entwickelt wurde und völlig uneingeschränkt ist. Für nur 100 Euro im Monat können Interessenten auf die fortschrittliche KI-Technologie WormGPT zugreifen. Als Zahlungsmethode werden dabei verschiedene Kryptowährungen akzeptiert.
Die «gefährlichen» Vorteile von WormGPT
Auf ihrer Webseite bewerben die Entwickler von WormGPT ihre Lösung mit folgenden Funktionalitäten:
- Blitzschnell: Sie garantieren hohe Antwortquoten und Geschwindigkeiten.
- Unbegrenzte Zeichen: Im Gegensatz zu anderen GPT-Modellen bietet WormGPT die Möglichkeit, unbegrenzt viele Zeichen zu verwenden.
- Datenschutzorientiert: Die Entwickler betonen, dass sie die Privatsphäre und den Schutz der Daten der Nutzer priorisieren.
- Keine Einschränkungen: Nutzer erhalten Zugang zu einem völlig uneingeschränkten KI-Modell, das vielseitig eingesetzt werden kann.
- Programmierung: WormGPT wurde auf grossen Mengen von Quellcodes trainiert, was eine hohe Qualität in der Codierung gewährleistet.
- Verschiedene KI-Modelle: Die Nutzer haben Zugriff auf verschiedene KI-Modelle, die für spezifische Funktionen zugeschnitten sind.
Es mag den Anschein haben, dass dieser Artikel Werbung für WormGPT macht, aber das ist keineswegs der Fall. Im Gegenteil. Ich möchte auf eine interessante Tatsache hinweisen. Es ist zu bemerken, dass viele Hacker-Gruppen inzwischen ähnlich wie normale Unternehmen funktionieren. Diese Hacker-Unternehmen verfügen oft über komplexe Strukturen, die Abteilungen wie Personalwesen, Finanzcontrolling und sogar Marketing beinhalten. Ja, Sie haben richtig gelesen – Marketing. Insbesondere bei WormGPT ist zu beobachten, dass erhebliche Ressourcen in Marketing und Vertrieb investiert werden.
Diese Gruppen haben erkannt, dass die effektive Vermarktung von as-a-Service Tools, wie zum Beispiel WormGPT, ein Schlüssel zur Maximierung ihrer potenziellen Gewinne ist. Sie verwenden ausgefeilte Werbestrategien, um ihre Dienste einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, was zu einer verstärkten Verbreitung und Nutzung solcher gefährlichen Technologien führt. Dies ist ein besorgniserregender Trend, der verdeutlicht, wie die Kriminalität im Cyberspace immer professioneller und kommerzieller wird. Es unterstreicht die Notwendigkeit von verstärkten Anstrengungen im Bereich der Cybersicherheit und der Bekämpfung von Cyberkriminalität.
Die Macht von WormGPT in den Händen von Hackern
KI-Tools wie WormGPT verfügen über erstaunliche Fähigkeiten, die für verschiedene Zwecke genutzt werden können. Obwohl sie in zahlreichen Bereichen, darunter Sprachgenerierung, Inhaltserstellung und Problemlösung, enorme Vorteile bieten, muss man sich darüber im Klaren sein, dass ihr potenzieller Missbrauch negative Folgen haben kann.
Im Folgenden werden einige Beispiele aufgeführt, wie Hacker WormGPT für Cyber-Angriffe verwenden können:
- Malware-Erstellung: WormGPT kann vorhandene Malware-Datenbanken analysieren und darauf basierend neue, einzigartige Malware-Varianten generieren, die oft nicht von traditionellen Sicherheitssoftwares erkannt werden.
- Social Engineering: WormGPT kann dafür genutzt werden, um Business-E-Mail-Compromise (BEC) Angriffe, also Phishing-Mails, durchzuführen. Dabei ermöglicht die Technologie Cyberkriminellen, hoch überzeugende Fake-E-Mails zu automatisieren und diese an den Empfänger anzupassen. Dadurch wird die Erfolgschance der BEC-Angriffe erhöht.
- Automatisierte Exploit-Entwicklung: WormGPT kann Softwarecodes analysieren und potenzielle Sicherheitslücken identifizieren, um Zero-Day-Exploits zu entwickeln.
- Ausweichtechniken und Verschleierung: Mit WormGPT können Hacker ihre Malware-Codes ständig ändern, um einer Erkennung durch herkömmliche Antivirenprogramme zu entgehen. Herkömmliche Antivirenprogramme stützen sich auf feste Signaturen, um Bedrohungen zu erkennen. Die dynamische und adaptive Natur von durch KI generierter Malware kann daher oft unerkannt bleiben, was die Systeme anfällig macht.
Während wir die potenziellen Gefahren und den raffinierten Missbrauch von KI-Werkzeugen wie WormGPT erkennen, ist es unerlässlich, auch über die Verteidigungsmechanismen zu sprechen, mit denen Unternehmen sich gegen solche fortschrittlichen Angriffe wappnen können. Traditionelle Sicherheitslösungen können oft nicht Schritt halten. Es stellt sich also die Frage: Wie können Unternehmen diesen KI-gestützten Bedrohungen einen Schritt voraus sein? Eine Möglichkeit sind Endpoint Detection and Response (EDR) Technologien.
Die Rolle von EDR bei der Abwehr von KI-gestützten Bedrohungen
EDR ist darauf spezialisiert, verdächtige Aktivitäten auf Endgeräten zu überwachen, zu erkennen und darauf zu reagieren. Anstatt sich ausschliesslich auf Signaturen zu verlassen, nutzen EDR-Systeme eine Kombination aus Verhaltensanalyse, Heuristik und Künstlicher Intelligenz, um Anomalien zu erkennen. Dies ermöglicht es ihnen, auch von KI-Tools wie WormGPT generierte, sich ständig ändernde Malware zu identifizieren. EDR-Systeme sind besonders effektiv, weil sie sich nicht nur auf bekannte Malware-Signaturen verlassen, sondern das Verhalten von Dateien und Prozessen analysieren und so Unregelmässigkeiten erkennen können, die auf einen KI-gestützten Angriff hinweisen könnten.
EDR-Technologie: Ein Werkzeug ist nur so gut wie sein Anwender
EDR-Systeme sind mächtige Instrumente, um sich gegen KI-gestützte Bedrohungen zu verteidigen. Sie bieten eine erste Verteidigungslinie gegen Malware und Angriffe. Allerdings sollte beachtet werden, dass die EDR-Technologie allein nicht ausreicht. Sobald EDR-Systeme Alarme auslösen, müssen diese genauestens analysiert werden. Dies ist normalerweise die Aufgabe eines Security Operations Centers (SOC). Das SOC unterscheidet echte Bedrohungen von sogenannten False Positives und trifft die Entscheidung, wie entsprechend zu reagieren ist. Es ist die Kombination aus fortschrittlicher EDR-Technologie und der Expertise des SOC, die Unternehmen den bestmöglichen Schutz gegen aktuelle und zukünftige Bedrohungen bietet.
Fazit
WormGPT ist ein beunruhigendes Beispiel für die potenziellen Gefahren, die KI-Tools in der heutigen digitalen Welt darstellen. Es senkt die Eintrittshürden für Hacker erheblich, da keinerlei tiefgehendes Coding-Know-how erforderlich ist, um schädliche Aktivitäten auszuführen. Die breite Verfügbarkeit solcher Technologien birgt erhebliche Risiken für Unternehmen und Organisationen. Um diesen wachsenden Bedrohungen zu begegnen, bieten EDR und SOC essenzielle Schutzmechanismen, wobei ihre effektive Kombination entscheidend ist.
Zur Person
Martin Lutz ist Spezialist für Cybersecurity. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Produktmanager, Country Manager und als Leiter von verschiedenen Security Operations Centern (SOCs) in der Schweiz, Singapur und Deutschland. Dadurch war er mehrfach direkt mit Cyber-Attacken konfrontiert und konnte hierdurch sein spezifisches Cybersecurity Know-How aufbauen. In seiner aktuellen Funktion als Head of Security Operations Center bei Axians Schweiz ist Martin Lutz für den Aufbau des neuen Portfolio-Elements “SOC” bestehend aus Einstellung des komplett neuen Teams, Design der Prozesse, Erstellung des Go-2-Market Modells sowie Realisierung der Betriebsplattform bis hin zum 24×7 Betrieb verantwortlich.