3. Februar 2022

«Wir werden gemeinsam einen grossen Beitrag zur digitalen Zukunft der Schweiz und der Welt leisten»

Alessandra Capurro und Alexander Corin sind die NextGen Heroes 2021. Wer sind sie? Was bewegt sie? Wir haben sie nach der Preisverleihung zum Interview getroffen.

Interview: Simon Zaugg

Was bedeutet es für dich, NextGen Hero zu sein?

Alessandra Capurro: Erstens bedeutet es Verantwortung in dem Sinne, dass man die optimistische Einstellung beibehält und immer weitermacht, auch wenn es schwierig wird. Jetzt, wo ich diesen Titel trage, habe ich die Verantwortung, dies noch mehr zu tun. Gleichzeitig denke ich, dass es eine Art Bestätigung ist. Ich habe diese Auszeichnung erhalten, weil die Leute meine Leidenschaft gesehen oder an meine Vision geglaubt haben.

Schliesslich bedeutet es auch, dass sich viele Möglichkeiten eröffnen. Das ist grossartig! Eine der grössten Chancen ist die Möglichkeit, mehr junge Mädchen zu inspirieren, sich wirklich für das einzusetzen, woran sie glauben, und vor allem, an sich selbst zu glauben. Viele von uns denken, mich eingeschlossen, dass wir nicht genug sind. Oder wir zweifeln an unseren Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Alexander Corin: Es ist fantastisch. Ich war gerade dabei, mich in der Schweiz einzuleben, nachdem ich letztes Jahr mein Masterstudium in Management und Wirtschaft der Innovation abgeschlossen hatte. Plötzlich bekomme ich all diese Aufmerksamkeit von den Top-Digital-Helden der Schweiz und habe auch noch vor Tausenden von ihnen gepitcht.

Das ist ein riesiger Meilenstein für mich. Ich habe viele positive Nachrichten von Kollegen und Anerkennung bei der Arbeit an Mindfuel erhalten, was völlig unglaublich ist. Für mich bedeutet diese Auszeichnung, dass ich den ersten Schritt zur Gestaltung der digitalen Zukunft der Schweiz gemacht habe, indem ich die Aufmerksamkeit des Publikums gewonnen habe. Ich bin unglaublich glücklich, dass meine Vision von der Schweizer Öffentlichkeit so gut aufgenommen wurde. Und ich bin auch dankbar, dass ich eine so starke Unterstützung von Freunden, Familie und Kollegen hatte.

Ich bin mir sicher: Wir werden gemeinsam einen grossen Beitrag zur digitalen Zukunft der Schweiz und der Welt leisten.

Es ist bemerkenswert, dass drei der vier Finalist:innen sich mit den Themen
Klimawandel und Nachhaltigkeit befassen. Was können die IT oder Menschen, die in der IT arbeiten, tun, um die Probleme des Klimawandels zu lösen?

Alessandra: Ich fand es ein sehr gutes Zeichen. Der IT-Bereich kann eine Menge tun. Er ist sehr weit verbreitet und mächtig. Er kann sich also auf viele Arten beteiligen. Ein Beispiel, das ich anführen würde, weil es mit meiner Arbeit zu tun hat, ist die Tatsache, dass man mit digitalen Werkzeugen eine grosse Anzahl von Menschen erreichen kann.

Wenn man einen grossen Teil der Bevölkerung aufklären oder sensibilisieren kann, kann man wirklich etwas verändern.Angefangen damit, dass man normale Menschen zum Handeln ermutigt und natürlich auch Unternehmen und Regierungen.

Du hast dann auch ein Unternehmen gegründet.

Alessandra: EcoLens ist ein Projekt, das ich vor nicht allzu langer Zeit begonnen habe. Und es wurde wirklich aus Leidenschaft geboren, denn mein Studienfach ist ein anderes: Luft- und Raumfahrttechnik. Die Vision von EcoLens ist es, den Verbrauchern zu helfen, bewusstere Entscheidungen zu treffen, die sowohl für sie als auch für die Umwelt besser sind. Das konkretisiert sich jetzt in einer digitalen Plattform, die den Verbrauchern die Umweltauswirkungen der von ihnen verzehrten Lebensmittel zeigt, angefangen bei Restaurants, aber auch bei Rezepten für zu Hause.

Wir wollen das Bewusstsein für die Auswirkungen unserer täglichen Ernährung schärfen und den Menschen zeigen, dass auch die kleinsten Handlungen, wie die Wahl des Mittag- oder Abendessens, einen Unterschied machen können. Dann gibt es noch einen Teil, den wir integrieren wollen: Es ist die Belohnung von nachhaltigem Verhalten. Der Versuch, ein System einzurichten, das einen Anreiz bietet, nachhaltig zu essen.

Alexander, du hast von deiner Mission berichtet, die Welt mit Datenprodukten zu revolutionieren. Wie können Daten die Herausforderungen von heute lösen?

Alexander: Wir können die Probleme von heute lösen, indem wir uns an die Ergebnisse der Vergangenheit erinnern. Datenprodukte helfen dabei, uns zu erinnern, indem sie das nutzen, was wir gemeinhin als Big Data bezeichnen. Die Schaffung von Verwendungsmöglichkeiten für unsere Daten und die Infrastruktur für ihre Verarbeitung sind schon seit einigen Jahren die Zukunft.

Das Quantencomputing wird bald ein weiterer Sprung sein, so wie es vor zehn Jahren die Festplatten waren usw. Einige Universitäten vermieten bereits die Nutzungszeit eines Quantencomputers für Studienzwecke. Wir können also schon heute über die Geschäftsmodelle nachdenken, die diese Leistung nutzen, denn sie wäre um einiges grösser als jetzt, und Big Data wird immer wichtiger werden. Das soziale Wohlergehen der Welt hängt teilweise schon davon ab. Recorded Future zum Beispiel ist ein Cybersicherheitsunternehmen, das bereits künftige Angriffe auf die Bevölkerung vorhersagt. Es geht also um die Sicherheit der Gesellschaft und vor allem der Städte.

In einer anderen Branche war ­boo.com, der erste Online-Modehändler in den 2000er-Jahren, ein Beispiel für die Tücken des Online-Shoppings in der Anfangsphase. Acht Jahre später wurde Zalando gegründet, das uns heute noch begleitet. In ähnlicher Weise ermöglichen Datenprodukte, uns an die Vergangenheit zu erinnern und sie zu nutzen, um bessere Entscheidungen zu treffen. Auf diese Weise können wir die Probleme von heute lösen, sei es bei der Verbesserung der nächsten Generation unseres Lieblings-Smartphones, bei der Verbesserung des sozialen Wohlergehens oder bei der Beurteilung, wie Datenprodukte zur Eindämmung des Klimawandels beitragen kann.

Mit welcher prominenten Person würdest du gerne einmal Mittag essen gehen und warum?

Alexander: Mit Johannes Sigfrid Edström. Er ist ebenfalls Absolvent der Chalmers University of Technology in Schweden, allerdings im Jahr 1891. Das ist 130 Jahre her, aber wir haben trotzdem viel gemeinsame Geschichte.

Wir haben beide Chalmers und die ETH besucht. Er hat dann das Zürcher Tramnetz elektrifiziert, wurde Präsident der ASEA, der heutigen ABB, und war auch der vierte Präsident des Internationalen Olympischen Komitees in Lausanne. Ich denke, er hat etwas Herausragendes geleistet. Nämlich, Zürich durch die Elektrizität und die Welt durch Sport zu vereinen. Heute, 130 Jahre später, haben Datenprodukte das gleiche Potenzial, Menschen zu vereinen und zu stärken.

Alessandra: Mit Samantha Cristoforetti, der ersten italienischen Astronautin. Sie ist für mich ein Vorbild. Ich würde sie gerne treffen und hören, wie es ist, im Weltraum zu sein, wie ihre Erfahrungen sind und wie sie den Klimawandel sieht.

Disclaimer: Dieses Interview wurde in der Printausgabe des swissICT Mitgliedermagazin 01/2022 publiziert, welches im Januar an die Mitglieder von swissICT per Post versendet wird.

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