8. Dezember 2020
So finden Sie das richtige E-Commerce System
Der Start in die E-Commerce-Welt ist eine Reise in eine neue Welt. Und so wichtig die Wahl der Wanderschuhe bei einer Wanderung ist, so wichtig ist es, die Technologiewahl für den Online-Shop gut zu wählen. Wer sich einmal für ein E-Commerce System entschieden hat, tut gut damit, lange damit zu arbeiten, denn ein Wechsel ist nicht mehr so einfach.
Der Entscheid für das Shopsystem ist alles andere als einfach. Denn wie so oft, kommt es darauf an. Oder wenn man beim Bild der Wanderung bleiben will: Ob die Schuhe passen, hängt auch vom Ziel und der Routenwahl ab. Im ersten Teil des Artikels zeigen wir Ihnen darum auf, welche grundlegenden Fragen für ein Shop-Projekt geklärt werden müssen, bevor wir Ihnen eine Übersicht über E-Commerce Systeme geben und Ihnen aufzeigen, für welche Projekte diese sich eignen.
Die Wahl der Route: Anforderungen an das Shopsystem definieren
Wie bei jeder wichtigen Entscheidung ist die erste Frage: Wohin will ich wirklich? Und die zweite: Welche Anforderungen müssen dafür erfüllt sein?
Wichtig ist, dass Sie dabei die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens anschauen, nicht nur den eigentlichen Shop sondern auch die vor- und nachgelagerten Prozesse. Nur so können Effizienzpotenziale besser genutzt werden und ein ganzheitliches Benutzererlebnis geschaffen werden.
Hier die wichtigsten Themenbereiche, die zu definieren sind:
1.) Märkte
Welches sind die Zielmärkte und welches ist meine Zielgruppe (B2B, B2C)? Daraus leiten sich das Domainkonzept, die Sprachen und Währungen ab. Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch die Lagerstandorte.
2.) Sales- und Marketing-Kanäle
Welche Sales-Kanäle werden neben dem Shop auf der eigenen Website bespielt? Gibt es weitere eigene Shops, welche als Mandanten mit den gleichen Produkten bedient werden, zum Beispiel Shops in anderen Ländern? Weitere mögliche und wichtige Kanäle sind die Integration in andere Plattformen wie Amazon, Galaxus, Digitec, Preisvergleichsplattformen oder Marketing-Plattformen wie Google Shopping. Wenn verschiedene Plattformen bedient werden, ist es ein grosser Vorteil, wenn das Shop-System verschiedene Sales-Kanäle «out-of-the-box» unterstützt.
3.) Anforderungen an den Shop
Es hat sich bewährt, die Anforderungen an ein Shopsystem entlang der Unternehmensprozesse zu definieren. Die wichtigsten Anforderungen, die es zu evaluieren gibt, sind hier aufgeführt:
- Produkte und Stammdaten: Welches sind die Stammdaten, was gibt es für Varianten und Attribute? Welche Taxonomien werden eingesetzt?
- Suche: Welche Anforderung wird an die Suche gestellt?
- Inhalte und Erlebniswelten: Ist ein normales Shop Layout geplant oder wird eine Erlebniswelt und Integration in Content geplant?
- Kundenbewertungen und Rezensionen: Welche Kundenbewertungen werden erfasst?
- Cross- und Up-Selling:«Andere Kunden kauften auch…»
- Produktpreise und Versandkosten: Welche Regeln und Anforderungen gibt es an Produktpreise und Versandkosten?
- Warenkorb & Zahlungsmethoden: Welche Zahlungsmethoden werden angeboten?
- Marketingmassnahmen: SEO, Newsletter, Promotionen, Voucher,…
- Verwaltung Kundendaten: Gibt es spezielle Anforderungen an die Verwaltung der Kundendaten? Werden Kundendaten an ein CRM übermittelt?
- Verwaltung Bestellungen: Gibt es spezielle Anforderungen an die Verwaltung der Bestellungen?
- Log-In / Kundencenter: Welche Anforderungen gibt es an die Log-In Funktion für Kunden?
4.) Integration von Umsystemen
E-Commerce Landschaften sind meist so vielschichtig wie Juralandschaften. Und Integrationen mit Umsystemen sind vielfach zentrale Punkte eines Shopsystems und dürfen nicht ausser Acht gelassen werden, denn sie bieten viel Potenzial für Effizienzsteigerungen und gewährleisten ein Kundenerlebnis ohne Medienbrüche. Mögliche Umsysteme, welche es zu beachten gibt, sind: ERP, CRM, PIM, DAM, Logistik, Buchhaltung und Prüfung der Bonität.
5.) Skalierung und Mengengerüst
Welches sind die jährlichen Umsatzziele, wie gross sind die durchschnittlichen Warenkörbe und wie viele Produkte gibt es etwa im Shop?
Die Wahl der Ausrüstung: Das passende Shopsystem
Es gibt zahlreiche Shopsysteme. Um ein bisschen Licht in den Dschungel zu bringen, hier eine grobe Aufteilung der Shopsysteme in drei Kategorien:
1.) Webbasierte online Shops
Über einen webbasierten Builder lassen sich online Shops entwickeln.
Vorteile:
- einfach und rasch im Set-Up
- günstig
Nachteile:
- nicht oder nur sehr beschränkt individualisierbar
- keine Kontrolle über die Codebase
Shop-Systeme:
Shopify, Wix Commerce, Big Commerce, Squarespace
Funktionsumfang:
Basis-Features entlang des gesamten Prozesses sind dabei. Die Grenzen werden rasch erreicht bei der Customization, Erweiterbarkeit, Skalierung und Anbindung von Umsystemen.
Eignet sich für:
Unternehmen, die rasch und einfach einen Shop aufbauen wollen, der wenig oder keine Customisation benötigt.
Eignet sich nicht für:
Unternehmen, die Kontrolle über die eigenen Daten und die Codebase des Shops haben wollen oder Anpassungen und Customizations am Shop vornehmen wollen.
Umsatzvolumen:
bis CHF 10’000 pro Monat
2.) Open Source Shop Systeme
Diese Shopsysteme werden auf einem eigenen Server gehostet, die Software ist Open Source und Anpassungen am Shop können jederzeit gemacht werden.
Shop-Systeme:
WooCommerce, Shopware, Prestashop, Magento, Drupal Commerce, Open Cart
Funktionsumfang:
Diese Systeme lassen sich sehr gut auf die individuellen Bedürfnisse anpassen. Je nach System kommen viele Features out-of-the-box, lassen sich über Erweiterungen einbinden oder können mit Umsystemen verknüpft werden. Performance und Skalierbarkeit ist grundsätzlich gegeben.
Eignet sich für:
kleine bis ganz grosse Shops, da diese Systeme eine grosse Bandbreite von Bedürfnissen abdecken
Eignet sich nicht für:
kleinere Shops mit überschaubarem Sortiment
Umsatzvolumen:
ab CHF 10’000 bis CHF 10 Mio. pro Monat
3.) Enterprise Shop Systeme
Diese Shopsysteme werden selber gehostet und können auf Lizenzbasis genutzt werden.
Vorteil:
- Es sind sehr mächtige Plattformen mit grossen Unternehmen hintendran.
Nachteil:
- Sehr teuer
- Nicht Open Source und damit keine Kontrolle über den Code
Eignet sich für:
Grosse Unternehmen mit einem jährlichen Bruttowarenumsatz ab 50 Mio. bis 100 Mio. über den Online-Shop. Lizenzkosten starten im Schnitt ab 100’000 CHF pro Jahr und Budgets für die Implementation unter einer halben Million Franken machen wenig Sinn.
Eignet sich nicht für:
Unternehmen, die keine eigenen Entwicklungsteams haben.
Umsatzvolumen:
ab CHF 5 Mio. pro Monat
Zusammenfassung in Kürze
Wer sich einmal für ein E-Commerce System entschieden hat, tut gut damit, lange damit zu arbeiten, denn ein Wechsel ist nicht mehr so einfach. Und deshalb ist es sinnvoll, sich die Kriterien, nach welchen ein Shop System evaluiert werden soll, gut zu überlegen.
Die wichtigsten Parameter sind:
- Welche Märkte sollen bedient werden?
- Welche Sales- und Marketing-Kanäle sind relevant
- Welches sind die benötigen Features im Shop entlang der Unternehmensprozesse?
- Welche Umsysteme werden integriert?
- Welches sind die Mengengerüste und geplanten Umsätze?
Sobald diese Fragen geklärt sind, lässt es sich relativ einfach beurteilen, welche Kategorie von online Shops gewählt werden soll: Webbasierte Shops, Open Source Shopsysteme oder Enterprise Shop Systeme.
Checklisten und Vergleiche der Open Source Shopsysteme
In diesem Blogpost kann ein Detailvergleich und Beurteilung der Open Source Shopsysteme WooCommerce, Shopware Drupal Commerce, Prestashop und Magento kann in diesem Blogpost gelesen werden.
Autor: Simon Schweingruber, CEO von Dream Production
Foto: Simon Bak on Unsplash (Teaser), Grafiken von Dream Production
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