3. September 2024

Sustainable IT: Wie die Digitalisierung zur Nachhaltigkeit beitragen kann

Digitalisierung und Nachhaltigkeit – ein Widerspruch? Der hohe Ressourcenverbrauch der ICT wirft Schatten auf den digitalen Fortschritt.

In den letzten Jahrzehnten hat sich unsere digitale Welt unglaublich schnell weiterentwickelt. Digitale Technologien sind fester Bestandteil unseres Alltags und prägen unser Leben. Doch nicht nur die Technologie hat sich weiterentwickelt. Als Folge der weltweiten Industrialisierung hat sich die globale Erwärmung als eines der grössten Sorgen der Menschheit herauskristallisiert. Die Ursachen der globalen Erwärmung ziehen sich durch alle Industriebereiche, doch in der IT scheint dieses Thema wenig Beachtung zu geniessen. Welche Auswirkungen hat die IT auf unseren Planeten?

Die Studie «The Shift Project» (2019) hält fest, dass die ICT-Welt einen Anteil von 3,7% am globalen CO2-Fussabdruck hat. Schätzungen zufolge könnte sich dieser Anteil bis 2025 verdoppeln. Laut einer im Jahr 2020 veröffentlichten Studie der International Energy Agency (IEA) machen Rechenzentren etwa 1% des weltweiten Stromverbrauchs aus, was etwa 0,8% der globalen CO2-Emissionen entspricht – und das allein für Rechenzentren. Die aktuellen Nachhaltigkeitsberichte von Microsoft und Google zeigen vor allem eines: Der CO2-Fussabdruck dieser beiden Technologieriesen sinkt nicht. Ihre CO2-Emissionen sind bei Microsoft um 29% respektive bei Google um 48% höher als in den Referenzjahren 2020 (Microsoft) und 2019 (Google). Der Grund dafür ist der zunehmende Ressourcenbedarf der Künstlichen Intelligenz. Es ist also klar, dass der steigende Ressourcenverbrauch der digitalen Welt den ICT-Sektor zu einem bedeutenden Faktor der globalen Erwärmung macht.

Wie kann der ICT-Sektor nachhaltiger werden? Mit Sustainable IT wird der nachhaltige Umgang mit der IT propagiert. Dieser lässt sich in den drei Bereichen «Nachhaltig in der IT», «Nachhaltig durch die IT» und «Nachhaltigkeit für die Gesellschaft» unterteilt.

 

Bereiche in Sustainable IT

 

Nachhaltig in der IT

Hierbei geht es in erster Linie um die interne Perspektive. Ein Unternehmen konzentriert sich auf seinen CO2-Fussabdruck, den die eigene IT-Organisation erzeugt. Dazu gehören beispielsweise die Emissionen, die durch die verwendete Hardware und die Geräte der Mitarbeitenden verursacht werden, oder die Ressourcen, die ein firmeneigenes Rechenzentrum benötigt. Oft lassen sich durch pragmatische Massnahmen bereits erhebliche Verbesserungen erzielen. Dazu gehören beispielsweise die Verlängerung der Hardware-Lifecycles durch die Erneuerung gebrauchter Geräte oder die Dekommissionierung ungenutzter Services und Applikationen.

Nachhaltig durch die IT

Der Fokus liegt darauf, durch digitale Technologien und Innovationen eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Das bedeutet, Prozesse effizienter zu gestalten um dadurch Emissionen einzusparen. Hier ist die Digitalisierung ein wichtiges Stichwort, da sie in den letzten Jahrzehnten viele Prozesse effizienter gemacht hat. So haben digitale Lösungen beispielsweise den Transport-Sektor effizienter gestaltet, womit Emissionen durch unnötige Transportwege eingespart werden konnten. Ein anderes Beispiel ist die Erfassung von Klimadaten, die es ermöglicht, den Einfluss der globalen Erwärmung besser zu erfassen und Folgen für gefährdete Regionen genauer vorherzusagen.

Nachhaltigkeit für die Gesellschaft

Nachhaltigkeit umfasst nicht nur CO2-Emissionen und ökologische Fussabdrücke. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen beinhalten auch soziale Aspekte, und der ICT-Bereich ist hier nicht ausgeschlossen. Nachhaltigkeit für die Gesellschaft im ICT-Bereich betrifft zum Beispiel die Bildung, die Integration von Minderheiten und den Schutz der Menschen- und Arbeitsrechte, etwa bei der Produktion von IT- Hardware oder beim Training von LLMs. Diese Aspekte werden oft übersehen, doch bei der Gewinnung der Materialien und Metalle für die Herstellung von Laptops oder Smartphones sind soziale und umweltliche Aspekte von grosser Bedeutung.

Gleichgewicht ist entscheidend

Ohne die digitale Welt und ihre Technologien wird es schwierig, die globale Erwärmung zu stoppen. Gleichzeitig wissen wir, dass die Entwicklung und Einführung neuer Technologien negative Auswirkungen auf unseren Planeten haben kann. Ein Gleichgewicht ist notwendig. Die Nachhaltigkeit muss bei Entscheidungen im ICT-Bereich bewusst berücksichtigt werden. Nur so können wir eine nachhaltige Nutzung digitaler Technologien und einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen der digitalen Welt erreichen.

 

Yannick Hirt, CEO und Consultat bei ODCUS

Zum Autor

Yannick Hirt ist CEO und Consultat bei ODCUS. Er unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung von Strategien in den Bereichen Cybersecurity und Sustainable IT. Dabei liegt sein Fokus auf einer ganzheitlichen Betrachtung des Unternehmens und einer pragmatischen Vorgehensweise, um die Organisation ihren Zielen näherzubringen.

Mit Ihrem Besuch auf unserer Website stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung und der Verwendung von Cookies zu. Dies erlaubt uns unsere Services weiter für Sie zu verbessern. Datenschutzerklärung

OK