15. Januar 2020
Licht ins Applikations-Dickicht von Spitälern
von Nicole Gerber
Dass die Applikationslandschaft in Spitälern komplex ist, ist hinlänglich bekannt und hat sich in Projekten auch im nicht-medizinischen Kontext bestätigt. Diese Erkenntnis gab den Anstoss, die Thematik in einer Dissertation näher zu beleuchten. Nebst der theoretischen Aufarbeitung war insbesondere das Ziel, eine praxistaugliche Vorgehensweise zu entwickeln, um das Applikationsdickicht zu lichten.
Auf was es wirklich ankommt
Dank einer breiten Literaturrecherche, zahlreichen Experteninterviews und mehreren Modellierungsiterationen (Details dazu können der Dissertation entnommen werden) entstand das «Vorgehensreferenzmodell zur Abstimmung von Kennzahlen- und Reporting-Applikationen im Bereich der nicht-medizinischen Supportleistungen in Spitälern». Es besteht aus
- der Darstellung des Vorgehensmodells (vgl. Abbildung 1) inkl. Notations-Legende
- sechs Teilprozessmodellen inkl. tabellarischen Schritt-für-Schritt-Beschrieben
- zwei Input-Dokumenten in Form von Excel-Tabellen
- einer Dokumentation für die Praxis
Kurz zusammengefasst lässt sich sagen, dass
- in kleinen Schritten, dafür iterativ und langfristig vorgegangen werden soll
- nicht die Technik im Fokus steht, sondern ein systematisches Stakeholdermanagement
- eine Person den Lead übernehmen muss, welche die Zusammenhänge (sowohl im Betrieb wie auch des Modells) versteht und die Kompetenzen hat, zusammen mit den Stakeholdern das Vorgehen zu beeinflussen
- durch eine möglichst bedürfnisgerechte Anpassung und eine Einbindung in den kontinuierlichen Verbesserungsprozess zwar ein Initialaufwand entsteht, langfristig aber ein grosses Potenzial für Komplexitätsreduktion, Transparenzerhöhung, verbesserte Stakeholder-Kommunikation, bessere Steuerbarkeit, Ressourcenoptimierung, Sicherheitserhöhung und Kostensenkungen besteht.
Theorie-Praxis-Bezug
Vielleicht kommt nun der Gedanke auf, weshalb dafür eine ganze Dissertation geschrieben werden musste… In diversen bisherigen Praxisprojekten wurde immer wieder erwähnt, dass man sich theoriebasierte, aber praxistaugliche Vorgehensweisen wünschen würde. Mit meinem Hintergrund sowohl aus der Praxis wie auch der angewandten Forschung und Entwicklung war es mein Ziel, mit dem Output der Dissertation diesen Theorie-Praxis-Gap zu überwinden. Mit der theorielastigen Dissertation wird das Fundament betreffend Modellen, Applikationsintegration, Stakeholdermanagement etc. gelegt; mit der Praxisdokumentation und den MS-Excelsheets ist eine systematische, auf die eigenen Bedürfnisse anpassbare Methode hin zur Lichtung des Applikationsdickichts verfügbar.
Weitere Infos
Die erwähnten Dokumente sind unter folgendem Link frei zugänglich: http://www.nicole-gerber.ch/vorgehensreferenzmodell_diss
Vorgehensreferenzmodell zur Abstimmung von Kennzahlen- und Reporting-Applikationen im Bereich der nicht-medizinischen Supportleistungen in Spitälern (PDF, zum Download)
Die Autorin:
Dr. Nicole Gerber, Projektleiterin und Beraterin bei BEG Partners AG und Dozentin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)