24. Februar 2020
Nachhaltigkeit trotz Wandel
von Philipp Hirsbrunner, Banian AG
Mit guten Absichten allein ist der digitale Wandel nicht zu bewältigen. Damit das Management nachts friedlich ruhen kann, benötigt es eine ausgereifte Strategie. Nicht selten braucht es neben dem technologischen auch einen kulturellen Wandel.
Wer sich proaktiv den digitalen Herausforderungen entgegenstellt, der steht der Tatsache gegenüber, dass stets ein grosser Teil seiner Ressourcen für die Bewältigung anstehender Geschäftstransformationen gebunden ist. Denn die bezeichnende Charakteristik des digitalen Zeitalters – der stetige Wandel – ist zeitgleich auch das Tückische: Es handelt sich nicht um eine einzige Umwälzung, sondern um eine Reihe aufeinanderfolgender kleiner und grosser Transformationen. Hat man eine Hürde erfolgreich gemeistert, schielt bereits die nächste Herausforderung um die Ecke.
Unternehmen müssen also eine Strategie finden, wie eine Geschäftstransformation so durchgeführt werden kann, dass auch bereits die nächste Transformation effizient und möglichst ohne viel Zutun bewältigt werden kann. Geschäftstransformationen sollen schnell durchgeführt und Ergebnisse langfristig nutzbar sein – und nicht bereits im nächsten Quartal über Bord geworfen werden müssen. Aber wie kann eine solche digitale Nachhaltigkeit erreicht werden? Durch eine Kombination dreier Elemente: Datenfokus, Unternehmensarchitektur und Modellierung.
Datenfokus und Unternehmensarchitektur bieten Orientierung
Datenfokus, ist notwendig, weil Daten in jedem Unternehmen zentrale Elemente darstellen, an denen sich bestehende Prozesse orientieren und um die neue Prozesse aufgebaut werden. Jedoch werden Geschäftsprozesse im digitalen Zeitalter oft gehörig durchgeschüttelt und verändert, Daten hingegen sind beständiger und können als Fixpunkte für das Unternehmen dienen.
Denn auch wenn der digitale Wandel die Art und Weise, wie Daten im Unternehmen erfasst und verarbeitet werden, verändert; der Inhalt der Daten ist in der Regel beständig. Dieselben Stammdaten, die früher per Onlineformular übermittelt wurden, werden heute über Schnittstellen aus mobilen Endgeräten importiert.
Den Überblick über den eigenen Datenhaushalt und -flüsse zu behalten ist alles andere als trivial. Hier kommt die Unternehmensarchitektur zum Zuge. Diese Disziplin vermittelt das notwendige Wissen, um die verschiedenen Ebenen eines Unternehmens effektiv aufeinander abstimmen zu können (Perroud & Inversini, 2013, S. 9 ff.).
Ziel ist es, eine ganzheitliche Perspektive über das Unternehmen zu gewinnen. In Kombination mit Unternehmensarchitektur entfaltet der Datenfokus seine volle Wirkung. Fragen wie «welche Applikationen dienen welchen Prozessen?», «welche Daten werden dabei verwendet?» und «wo werden die Daten gespeichert?» können so beantwortet werden.
Mit den beiden Elementen, Datenfokus und Unternehmensarchitektur, sollte ein Unternehmen bereits gut für den digitalen Wandel gerüstet sein. Was ist nun der Vorteil daraus? Die Auswirkungen punktueller Änderungen im Unternehmen auf andere Bereiche können abgeschätzt und gesteuert werden. Wird beispielsweise ein Geschäftsprozess angepasst, lässt sich die Auswirkung auf andere Prozesse, auf beteiligte Applikationen und Datenobjekte, sogar auf die zugrundeliegende Technologieebene, bestimmen.
Werden in Zukunft Änderungen im Unternehmen nötig, so können die kompletten Auswirkungen – die Änderungen in der Unternehmensarchitektur – identifiziert und im besten Fall auch gesteuert werden. Nachhaltigkeit hat man aber noch nicht erreicht, dazu fehlt noch ein drittes Element: die Modellierung.
Modelle beschleunigen die Geschäftstransformation und generieren operativen Nutzen
Das Ergebnis eines unternehmensarchitektonischen Unterfangens ist eine saubere Dokumentation der Geschäftsebene, der Daten- und Applikationsebene sowie der Technologieebene – also der Unternehmensarchitektur. Sobald die Auswirkungen einer Geschäftstransformation bestimmt sind, müssen diese manuell in die Dokumentation eingepflegt werden.
Dieser Prozess hat einige Anforderungen zu erfüllen. Die Dokumentation muss lebendig bleiben und nicht in einer Schublade verschwinden: Jegliche Änderungen müssen in die Dokumentation übernommen werden. Um dies sicherzustellen muss die Dokumentation kontinuierliche Änderungen – auch simultane – erlauben, aber ohne das gemeinsame, eindeutige Verständnis der Inhalte zu untergraben.
Vereinfacht wird dieses Unterfangen, wenn die Unternehmensarchitektur in Form von Modellen festgehalten wird, dem dritten und letzten Element der digitalen Dreifaltigkeit. Ein Modell hat den Vorteil, dass sein Inhalt klaren Modellierungsregeln folgt und daher syntaktisch und semantisch einwandfrei ist (Weilkiens, 2016, Seite 87-89).
Dadurch, und durch die IT-gestützte Erfassung von Modellen, können Änderungen an diesen effizient vorgenommen werden ohne dass aufwändige Anpassungen oder Bereinigungen von Widersprüchen notwendig sind. Modelle beschleunigen daher die Reaktionsfähigkeit des Unternehmens erheblich. Modelle werden angepasst und erweitert – bei der nächsten Geschäftstransformation muss so nicht wieder bei null angefangen werden.
Modelle bieten ausserdem einen weiteren gewichtigen Vorteil: Aus Modellen lässt sich konkreter, operativer Nutzen generieren. Eine Möglichkeit ist beispielsweise die DWH-Automation, die im Grunde nichts anderes als die Ableitung eines technischen Prozesses (ETL/ELT)[1] aus einem Modell darstellt (für ein konkretes Beispiel siehe MID GmbH, 2014). Vergleichbar ist die Prozessautomatisierung, die Prozessinstanzen auf Grundlage eines Prozessmodells ausführt.
Kombination der Elemente führt zu nachhaltiger Geschäftstransformation
Mit dem dritten Element, der Modellierung, ist die Strategie für nachhaltige Geschäftstransformationen komplett. Unternehmen, die die drei Elemente berücksichtigen, haben im Hinblick auf die nächsten Geschäftstransformationen ein Ass im Ärmel. Datenfokus und Unternehmensarchitektur liefern die dringend benötigte Orientierung und decken Zusammenhänge und Auswirkungen der Geschäftstransformation auf. Modelle tun ihr Übriges und erlauben es, die notwendigen Änderungen umgehend und widerspruchsfrei umzusetzen.
Steht nun also die nächste Geschäftstransformation an, dann kann das Unternehmen gezielt, effizient und rasch agieren – ohne das komplette Geschäftsmodell revidieren zu müssen. Das Gleiche gilt für die übernächste Geschäftstransformation und für die darauffolgende. Geschäftsinhalte werden bei Bedarf angepasst – und nicht entsorgt – und Geschäftstransformationen werden nachhaltig und effizient umgesetzt.
Quellen:
- Perroud & Inversini. Enterprise Architecture Patterns. Practical Solutions for Recurring IT-Architecture Problems. Springer, 2013.
- MID GmbH. Webcastreihe Data Vault – Teil 4: Generierung des Schemas und der Datenladung, 27.10.2014, URL: youtube.com/watch?v=SAmvvJE7ttE, abgerufen am 22.01.2020.
- Weilkiens et al. OCEB 2 Certification Guide: Business Process Management – Fundamental Level. Elsevier, 2016.
[1] ELT/ETL steht für Extract, Load, Transform und ist die gängige Bezeichnung für DWH-Prozesse, bei denen Daten aus einer oder mehreren Quellen extrahiert, im Ziel gespeichert und transformiert werden.
Disclaimer: Beitrag erschien erstmal im swissICT Mitgliedermagazin 03/2019. Banian ist ein swissICT Firmen-Mitglied. Firmen-Mitgliedern steht unser Blog offen für Themen-Inputs und Fachartikel. Die Beiträge müssen journalistischen Anforderungen genügen und dürfen nicht werblich sein. Sie möchten auch einen Beitrag publizieren? Für Fragen dazu benutzen Sie gerne
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Autor: Philipp Hirsbrunner, Inhaber der Banian AG
Bilder: zvg / Banian AG