27. Mai 2021

Mainframe-Systeme haben ausgedient – aber das dauert noch

Wenn es nur um Ausfallsicherheit und Performance gehen würde, gäbe es keinen Bedarf, davon weg zu kommen. Doch das ist nicht das einzige Argument.

Wer kennt sie nicht, Rechenzentrumshallen gefüllt mit «Kleiderschrank-grossen» Systemen. Solche Bilder kommen einem in den Sinn, wenn man von Mainframe-Systemen spricht, bei denen die Rechenleistung mit derjenigen der neuesten Handy-Generation vergleichbar ist und ein Anschlusskabel, auf Grund des Gewichtes, nicht alleine in die Höhe gestemmt werden konnte. Ein Relikt der Vergangenheit? Weit gefehlt! Bei der Basler Versicherung Schweiz laufen immer noch viele Business-Applikationen auf einem Mainframe-System und bilden das Rückgrat der Versicherung.

Die Mainframe-Applikationen zählen nach wie vor zu den robustesten Systemen, die bei uns im Einsatz sind! Wenn es nur um Ausfallsicherheit und Performance gehen würde, gäbe es keinen Bedarf, davon weg zu kommen. Aufgrund der monolithischen Architektur sind solche Systeme von Haus aus sehr stabil und effizient. Die aktuelle Generation von Mainframe-Systemen ist von der Performance her nicht mehr mit derjenigen von früher vergleichbar. Wenn es um Durchsatz und I/O-Operationen geht, können heutige verteilte Systeme (z.B. x86-Server) oftmals nicht mithalten.

Ablösung dauert lange

Es gibt also keinen Grund, Applikationen, die auf dem Mainframe laufen, abzulösen? «Doch es gibt einige Gründe dafür», sagt Giuseppe Bellafiore, verantwortlich für das Dekommissionierungs-Programm der Basler Versicherung. «Die Anbindung solcher Applikationen an modernere Anwendungen ist sehr aufwändig bis unmöglich, die Mainframe-Hardware ist teuer und die Sicherstellung des Knowhows wird immer schwieriger».

Typischerweise hat eine Business-Applikation auf dem Mainframe ein Durchschnittsalter von mehr als 20 Jahren. Das heisst, Mitarbeitende, die eine Business-Applikation entwickelt und betrieben haben, sind schon pensioniert oder stehen kurz davor. Die Ablösung solcher Systeme zeigt sich auch schwieriger und langwieriger als angenommen. Oftmals muss die in den Programmen integrierte Logik durch Reverse-Engineering eruiert werden, bevor man sie in neuen Systemen abbilden kann.

Ein typischer Job für 50+?

Das führt dazu, dass diese Systeme noch mehrere Jahre laufen müssen, bevor sie dann tatsächlich ausser Betrieb genommen werden können. Aus diesem Grund suchen wir aktuell Mitarbeitende, die eine technische Basis mitbringen und sich mit «Training on the job» und «Peer-Programming» das fachliche Knowhow aneignen können (vgl. Stellenausschreibung).

«Wir gehen davon aus, dass Mitarbeitende mit den entsprechenden Skills 50+ Jahre alt sind», schätzt Nicole Rupp, Personalverantwortliche der IT Schweiz, die Lage ein.

 

Bild: ThisisEngineering RAEng on Unsplash

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Zum Autor

Pascal Bonny ist Leiter Informatik Schweiz bei der Basler Versicherungs-Gesellschaft. Er ist Wirtschaftswissenschaftler mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik und seit vielen Jahren bei der Basler in verschiedenen Funktionen tätig. Seit Ende 2016 leitet er die Informatik Schweiz mit rund 200 Mitarbeitenden und ist für Entwicklung, Bereitstellung und Betrieb der IT-Systeme verantwortlich.

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swissICT hat in Zusammenarbeit mit m&f engineering, einem Mitglied von swissICT, eine konkrete Dienstleistung für Informatiker 50+ lanciert. Was geschah vergangenes Jahr mit dem swissICT Booster 50+? Was ist 2021 geplant? Lesen Sie dazu den Artikel im Jahresbericht 2020.
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