3. Dezember 2019

SD-WAN: Warum das digitale Business neue Anforderungen an die Weitverkehrsnetze stellt

Digitalisierung und Cloud verlangen nach mehr Flexibilität. Nicht nur auf der Basis der IT-Infrastrukturen, sondern auch auf der Ebene der Netze. Mit der zunehmenden Anzahl von Cloud-Anwendungen wird eine zentralisierte Netzkonfiguration zum Flaschenhals. SD-WAN hat mittlerweile eine Qualität erreicht, die den klassischen MPLS-Netzen in nichts nachsteht. Was bringt das neue Netz sonst noch an Vorteilen mit sich und warum eignet es sich ganz besonders für die Schweiz?

von Stefan Crome, T-Systems Schweiz

Die Schweiz ist exportorientiert und Sitz vieler international tätiger Unternehmen. Grenzüberschreitende Weitverkehrskonnektivität ist daher ein businesskritisches Thema. Mit dem Gang in die Cloud eröffnen sich vielen Firmen in ihrem multinationalen Geschäft schnellere, komfortablere und effizientere Wege für ihre eigenen Prozesse wie auch für den Austausch mit ihren Kunden. Doch je mehr Cloud, desto offener muss das Netzwerk sein. Geschlossene Unternehmensnetzwerke stossen buchstäblich an Grenzen. Bis vor etwa zwei Jahren war das MPLS-basierte IP-VPN das Nonplusultra in punkto Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität der Verbindungen.

Doch die Cloud ändert alles. Denn neu sind die Unternehmen gefordert, viel rascher skalieren zu können. Der Weitverkehrsdienst muss flexibel bei der Anpassung von Standorten und Bandbreiten sowie innert kürzester Frist betriebsbereit sein. Letzteres war ein langer gehegter Wunsch vieler Netzanwender, auch zurZeit MPLS-basierter IP-VPNs, jedoch kommt nun auch die Anforderung des unkomplizierten und gleichzeitig sicheren Zugangs zu Public und Private Cloud- sowie weiteren Web-Services hinzu.

Netzwerkarchitekturen in Zeiten von digitalen Businessmodellen

SD-WAN stellt sich als eine sehr attraktive Alternative zu den herkömmlichen MPLS-Netzen heraus. Das Konzept des Software-defined Networks (SDN) wird auf die Weitverkehrsnetze übertragen. SDN beruht darauf, dass Signalisierung und Steuerung im Netz von der Datenübertragung getrennt werden. Damit einher gehen Standardisierung und Virtualisierung, womit das Konzept weniger Komplexität und geringere Kosten verspricht.

Bei SD-WAN werden diverse Zugangstechnologien unterstützt, die Lastenverteilung erfolgt dynamisch. Der User erhält ein Dashboard oder gar ein Self-Service-Portal für die Nutzung und die Möglichkeit, Virtual Network Functions wie beispielsweise für Security, WAN-Optimierung oder Cloud-Konnektivität zu nutzen.

In Zeiten zentraler und im unternehmenseigenen Datacenter gehosteter Applikationen richtete sich auch die Netzwerkarchitektur nach diesen Gegebenheiten. Die wenigen Internet-Breakouts für den Zugang zu Webservices konnten durch die zentral gemanagte Security mit abgedeckt werden. Mit der zunehmenden Anzahl von Cloudanwendungen führt diese Netzwerkkonfiguration zu Flaschenhalseffekten.

Wesentliche Leistungsmerkmale wie Durchsatz oder Latenzzeiten sind davon betroffen. Je dezentraler die Unternehmen organisiert sind, desto mehr IT ist für die virtuelle Zusammenarbeit vonnöten – und desto anspruchsvoller ist das Management der Verkehrsströme.

Der Benutzer greift aus der Ferne zu und benötigt deutlich mehr Bandbreite. Nicht nur für immer mehr Anwendungen, sondern auch für einen direkten Zugang zu Cloudapplikationen, Rechenleistung und Speicher. Wird der Verkehr vom lokalen Standort zunächst zur Zentrale geleitet, bevor er das Datacenter für die Clouddienste erreicht, drohen hohe Latenzzeiten und Paketverluste sowie eine sinkende Performance der Anwendungen. Und es wird die vergleichsweise teure MPLS-Bandbreite ohne faktischen Nutzen verbraucht.

SD-WAN von Grund auf für neue Anforderungen konzipiert

Die Stärken von SD-WAN kommen den neuen Anforderungen entgegen. Unternehmen können die Lastverteilung über verschiedene Zugangstechnologien und die anwendungszentrierte Verkehrslenkung über Self-Service-Portale verwalten. Mengengeschäfte können einfacher abgewickelt werden. Das können IoT-gestützte Remote-Überwachungen in der Industrie oder Zahlungsfunktionen im Einzelhandel sein. Verteilte Zweigniederlassungen können nämlich dank Zero Touch Provisioning und Remote-Konfiguration sehr viel schneller als mit MPLS eingebunden werden.

Die Netzkonfiguration und damit auch Volumenänderungen oder zusätzliche Anbindungen sind agiler und dazu noch kostengünstiger. Mittlerweile setzt sich in den Unternehmen die Einsicht durch, dass nicht-geschäftskritische Applikationen sehr gut in einer Public Cloud aufgehoben sein können. Die Umstellung auf die Public Cloud sollte auch gleich als Anlass dienen, die Umstellung auf SD-WAN zu prüfen, damit solche Anwendungen keine QoS-orientierte und damit vergleichsweise kostenintensive MPLS-Bandbreite blockieren.

Somit ist SD-WAN grob gesagt für zwei Use Cases besonders geeignet: Mittlere und grosse Unternehmen mit regional oder global verteilten Niederlassungen können sich flexibilisieren und unternehmerische Veränderungen rasch in ihren Netzwerken abbilden. Und Firmen, die eine Vielzahl kleiner Vertriebsstandorte in ihre Netzwerkinfrastruktur einbinden müssen, können die dafür erforderlichen Anpassungen rascher und kostengünstiger durchführen.

Autor: Stefan Crome, SD-WAN Experte und Strategic Client Advisor bei T-Systems Schweiz

Bild: Adobe Stock / T-Systems

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