1. Mai 2023

Wenn der Deckel nicht auf den Topf passt

Mitgliederbeitrag: Damit sich eine Investition in die Entwicklung einer Applikation auszahlt, ist es wichtig, User-Experience-Designer:innen bereits bei Projektbeginn miteinzubeziehen. Die negativen Folgen einer schlechten Usability lassen sich im Nachhinein oft nicht mehr korrigieren.

 

Kennen Sie das? Sie versuchen den Deckel auf eine Frischhaltedose zu bekommen und schaffen es gerade so, alle vier Ecken richtig zu verschliessen. Es gelingt nur mit Mühe und Not und Sie müssen drücken und schieben, damit es überhaupt passt. Genervt und mit viel verlorener Zeit, bleibt lediglich die Erkenntnis: «Der passt ja gar nicht wirklich …».

Ähnlich fühlt es sich es sich für Benutzer:innen an, wenn sie eine Software-Anwendung nutzen sollen, die nur schwer verständlich ist, sodass sie kaum die Aufgabe damit erfüllen können. Doch was lief bei der Softwareentwicklung falsch? Womöglich wurden funktionale Anforderungen hervorragend in eine topmoderne Applikation implementiert. Es wurden die neuesten Technologien verwendet und kein funktionaler Fehler blieb ungelöst. Ausser Acht blieb jedoch, wer die eigentlichen Benutzer:innen sind, für die man das alles gemacht hat.

Findet man das erst heraus, wenn die Anwendung produktiv verfügbar gemacht wurde, kann es ziemlich teuer werden. Im schlimmsten Fall müssen Sie sogar von vorne beginnen. Je später das Benutzererlebnis eine Rolle spielt, desto teurer und aufwendiger wird es, es zu verbessern und positiv zu gestalten. Dabei ist nicht nur die Entwicklung und Implementierung teuer, sondern auch die Zeit der Benutzer:innen. Sie versuchen eine benutzerunfreundliche Anwendung zumindest ansatzweise zu verstehen sowie irgendwie Ihre Aufgaben zu erledigen und verlieren dabei viel wertvolle Zeit.

Auch der Ruf einer Applikation kann langfristig darunter leiden, wenn überall erzählt wird, dass sie furchtbar kompliziert und kaum zu gebrauchen sei. Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie sich mit Kolleg:innen (beruflich oder privat) schon über eine solche Anwendung unterhalten? Was haben Sie gesagt? Ich behaupte mal so etwa wie «schwer verständlich», «umständlich bedienbar» oder «Ich kann die Aufgabe damit nicht erfüllen.». Wie oft haben Sie eine App aufgrund der genannten Punkte gleich wieder deinstalliert? Wie häufig sträuben Sie sich dagegen, eine solche Anwendung zu nutzen?

Grafik zu Benutzerfreundlichkeit, Quelle: userinterfacedesign.ch 

Genau so geht es auch den Benutzer:innen Ihrer Anwendung. Diese Risiken wollen User Experience Designer umfassend und nachhaltig minimieren oder sogar gänzlich vermeiden. Das gelingt, indem das gesamte Benutzererlebnis auf die Benutzer:innen ausgerichtet und für sie konzipiert wird. Auf Deutsch übersetzt, bedeutet User Experience Designer nämlich «Benutzer Erlebnis Konzipierer», was zugegeben etwas sperrig klingt. Da geht User Experience Designer doch deutlich einfacher von der Zunge.

Die allgemein bekannte Kennzahl, um zu messen, ob und wie sehr sich eine Investition gelohnt hat, ist der Return on Investment (kurz ROI). Hier können bspw. die Investitionskosten für die Optimierung einer Applikation genommen und der Steigerung an Lizenzverkäufen gegenübergestellt werden. Zur Berechnung wird der Mehrgewinn durch die Investitionskosten dividiert: Das Ergebnis zeigt auf, zu wie viel Mehrwert das Investment geführt hat. Auch der Rückgang der Aufwände im Kundensupport kann dem Investment gegenübergestellt werden (Support-Kosten pro Benutzer:in).

Als Beispiel für Geschäftsanwendungen, die Sie in Ihrer Firma entwickeln und nutzen, könnten Sie auch prüfen, wie viel schneller Ihre Mitarbeitenden bestimmte Aufgaben erledigen können und diese mit einem Standardkostensatz bepreisen. Denn eine höhere Benutzerfreundlichkeit sollte schliesslich auch darin münden, dass es weniger Probleme sowie Fragen gibt und Aufgaben schneller erledigt werden.

ROI- und UX-Visualisierung, Quelle: Packt

Fazit: ein User Experience Designer oder eine User Experience Designerin sollte von Beginn an einbezogen werden, sodass sie nachhaltig daraufhin arbeiten können, dass Anwendung und Benutzer:innen zueinander passen. Dieses Investment reduziert Risiken, senkt die Kosten und lässt sich mithilfe des ROI berechnen.

Autor dieses Mitglieder-Beitrags: Tobias Bonavoglia, ERNI Schweiz AG

Mit Ihrem Besuch auf unserer Website stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung und der Verwendung von Cookies zu. Dies erlaubt uns unsere Services weiter für Sie zu verbessern. Datenschutzerklärung

OK