7. November 2023

Berufe vs. Rollen

Die Verschiebung von klassischen zu agilen Organisationsformen führt dazu, dass Plan, Build und Run Berufe zu rollenbasierten Jobs werden. Die Arbeitsgruppe «Berufe der ICT» von swissICT publiziert das gleichnamige Werk «Berufe der ICT» mit rund 50 Berufsbeschreibungen. Die Veränderungen in der Arbeitswelt werden im Werk fortlaufend reflektiert und abgebildet.

Sind rollenbasierte Jobs unsere Zukunft?

Das seit 1986 regelmässig publizierte Werk «Berufe der ICT» hat sich als Standard-Nachschlagewerk etabliert. Die Publikation enthält verständliche, vergleichbare und praktisch verwendbare Beschreibungen und Anforderungsprofile für Berufe in der Informations- und Kommunikationstechnologie. Auf diesen Berufsbeschreibungen basiert auch die jährliche Salärstudie von swissICT.

Beim Überfliegen von Stelleninseraten entsteht der Eindruck, dass es eine grosse Anzahl unterschiedlichster ICT-Berufe gibt. Betrachtet man zudem die sich stetig verändernden Ausbildungsangebote mit den zugehörigen Abschlüssen, läuft man Gefahr, den Überblick über diese Berufslandschaft vollends zu verlieren.

Die Autorinnen und Autoren von «Berufe der ICT» haben sich daher bewusst auf die Beschreibung relevanter Berufe konzentriert, die in Informatik, Telekommunikation, Organisation und ICT-Projektmanagement auf dem Arbeitsmarkt eine praktische Bedeutung haben. Die Fokussierung auf rund 50 Berufsbilder sorgt für eine gewisse Kontinuität, was beispielsweise für die Analyse der Salärentwicklungen hilfreich ist. Andererseits sorgt dieser Fokus für eine gewisse Unschärfe, da jeweils mehrere Berufe in einem Berufsbild zusammengefasst werden. Als Beispiel sei hier das Berufsbild ICT-Architekt erwähnt. Unter diesem Begriff werden Enterprise-, Daten-, Netzwerk- und weitere Architekten subsummiert.In diesem Sinne weicht der im Werk verwendete Begriff «Beruf» von seiner üblichen Definition als systematisch erlernte, spezialisierte, meistens mit einem Qualifikationsnachweis versehene Tätigkeit ab.

Berufliche «Rollen» in KMUs

In vielen grösseren Unternehmen mit verschiedenen Berufsspezialisierungen werden für die Berufsprofile die in diesem Werk beschriebenen Beschreibungen verwendet. Bei KMUs ist der Begriff «Rollen» inzwischen gängiger. Dies vor allem im Zusammenhang mit Methoden oder Frameworks.
Unter einer beruflichen «Rolle» wird generell das verstanden, was eine Organisation von einer angestellten Person erwartet. Um flexibel andere oder neue Aufgaben angehen zu können, werden Personen mittlerweile oft in einer Grundfunktion, einem Job, eingestellt und erhalten eine oder mehrere Rollen zugewiesen, die der eigentlichen Tätigkeit entsprechen.
Unter «Job» wird in diesem Kontext eine Tätigkeit zum Erwerb bezeichnet, die unter Umständen nur vorübergehend ausgeübt wird und nicht an eine besondere Ausbildung gebunden ist.

Berufe in agilen Organisationen

Mit dem Aufkommen agiler Methoden und der Bewegung hin zu agilen Organisationen hat sich die Diskussion um die Berufe und die Rollen intensiviert. So sind beispielsweise Stelleninserate für die Anstellung als «Scrum Master» oder «Release Train Engineer» an der Tagesordnung. Hierbei handelt es sich also um Rollen der agilen Methode Scrum, die de facto als Beruf aufgefasst werden.
Im Rahmen der Arbeitsgruppe «Berufe der ICT» von swissICT wird seit Jahren darüber debattiert, in welcher Form das zunehmende Gewicht von Rollen abgebildet werden soll. Seit der 10. Auflage, werden folgende Rollen agiler Methoden neben den klassischen Plan, Build, und Run Berufsbeschreibungen publiziert:

  • Product Manager
  • Product Owner
  • Release Train Engineer
  • Scrum Master
  • DevOps Engineer

Weg vom klassischen Team

Unsere Arbeitsgruppe hat die Beobachtung gemacht, dass in agilen Organisationen die Fach- und Personalführung meistens getrennt wird. Das heisst, es gibt keine klassischen Teams mehr in denen die Teamleitenden sowohl die Arbeitsaufgaben als auch die Mitarbeitenden führen. Dafür gibt es eine Aufbauorganisation für Personalführung und ein Team of Teams für das Fach innerhalb der agilen Arbeitsorganisation. Dies führt dazu, dass sich die klassische Unterteilung von Plan, Build und Run mehr und mehr auflöst. Ein Team übernimmt üblicherweise die ganze Ende-zu-Ende-Verantwortung.
Die Aufnahme von Rollen in den Berufsbeschreibungen hat zur Folge, dass die Ausgestaltung der Senioritäts-, Funktions- und Kompetenz-Einstufungen entsprechend angepasst respektive erweitert werden muss. Diese Anpassungen und die Aufnahme weiterer, für die Praxis relevante Rollen, bilden derzeit eines der Hauptthemen unserer Arbeitsgruppe.

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