23. Mai 2023
«Eine Mangellage kann ein veritabler Kostentreiber sein»
Die Höhe von Beratungshonoraren hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise der Art der Dienstleistung, der Erfahrung und Qualifikation des Beraters, der Komplexität des Projekts und der Dauer der Beratung. In vielen Fällen werden Beratungshonorare stundenweise oder tagessatzweise berechnet. Der Tagessatz kann je nach Branche und Region sehr unterschiedlich sein. Neben stundenweisen Honoraren gibt es auch Pauschalhonorare oder Erfolgsbeteiligungen.
Damit Beratungshonorare immer transparent und fair vereinbart werden können, braucht es Richtwerte. Die Honorarstudie von swissICT erhebt dieses Jahr zum ersten Mal Beratungshonorare, um den Verantwortlichen ein fundiertes Werkzeug zur Verfügung zu stellen. Im Interview erklärt Christian Müller, Leiter Einkauf Marketing, Professional Services und Real Estate bei der Zürcher Kantonalbank, warum diese Erhebung wichtig ist.
Nehmen Sie jetzt an der Erhebung der Beratungshonorare teil.
Herr Müller, es freut mich sehr, dass wir heute die Chance haben, über die Beratungshonorare sprechen zu dürfen. Können Sie sich kurz vorstellen?
Ich arbeite seit 2008 bei der Zürcher Kantonalbank im Einkauf. Zuvor war ich Produktmanager bei der SIGG Switzerland AG.
Zuerst war ich im Einkauf für die Beschaffung von Drucksachen, Kundengeschenke usw. zuständig, ab 2010 baute ich ein Team «Einkauf von Marketingdienstleistungen» auf und leitete dieses. Später führte ich weitere Einkaufsteams in der bestehenden Organisation zusammen. Heute bin ich in der Funktion als Leiter Einkauf Marketing, Professional Services und Real Estate in der Zürcher Kantonalbank tätig.
Nebst dem, dass Sie in der swissICT-Arbeitsgruppe der Honorare aktiv sind, ist das Thema der Entlöhnung für Sie generell ein wichtiges Thema. Wie relevant ist es aus Ihrer Sicht bei den Beratungshonoraren aktuelle Zahlen zu haben?
Als Einkauf wollen wir eine 360-Grad-Sicht auf den Beschaffungsmarkt haben. Das ermöglicht die Erhebung eines Benchmarks. Für uns sind Benchmarks ein wichtiges Werkzeug, das wir bei der täglichen Arbeit einsetzen. Zudem sollten die erhobenen Daten nicht älter als zwei, drei Jahre alt sein, weil diese sonst ihre Aussagekraft verlieren.
Wie wichtig ist das Honorar bei der Akquirierung der Fachkräfte? Welche weiteren Faktoren beeinflussen die Höhe der Beratungshonorare? Insbesondere unter Beachtung der aktuellen Mangellage?
Das Honorar ist ein wesentlicher Bestandteil im Beschaffungsprozess, aber nur eines von mehreren Kriterien die bei einer Vergabe berücksichtig werden. Auch wenn wir das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für das Unternehmen suchen, gilt es bei der Festlegung von Honoraren weitere Faktoren zu berücksichtigen: Wie etwa die Marktsituation im jeweiligen Segment, der Leistungsumfang, die Methodik, die vorhanden Skills und Kompetenz der benötigten Fachkraft, der Faktor Zeit oder auch der Brand des Unternehmens, bei dem die Leistung bezogen wird. Eine Mangellage kann ein veritabler Preis- bzw. Kostentreiber sein, die je nach Dringlichkeit und Verfügbarkeit der benötigten Fachkraft zur Herausforderung bei der Beschaffung wird. Eine Abfederung kann beispielsweise mit kürzeren Vertragslaufzeiten oder einer Beschränkung auf die Projektdauer oder mit einer Performance-abhängigen Entlöhnung – was aber seitens Auftraggeber mit hohem Aufwand verbunden ist – erreicht werden.
Wie kann ein Unternehmen sicherstellen, dass die Beratungshonorare fair und transparent sind? Oder ist dies überhaupt ein Thema?
Eine marktgerechte und faire Leistungsvergütung kann nur durch die nötige Transparenz und dem Mitwirken aller Beteiligter sichergestellt werden. Dafür ist eine saubere Bedarfs- und Beschaffungsmarktanalyse vor dem Start einer Ausschreibung und einer möglichst detaillierten Bedarfs- und Anforderungsspezifikation seitens Anforderer in der Ausschreibung essentiell und hilft, die eingereichten Angebote fair, transparent und nachvollziehbar zu bewerten bzw. Unklarheiten oder Missverständnisse zeitnah auszuräumen. Eine stetige Beurteilung der erbrachten Beratungsleistung durch das Fach in Abstimmung mit dem Einkauf ist unumgänglich, nur so kann am Schluss auch sichergestellt werden, dass die erbrachte Leistung stimmt und die Honorierung für beide Seiten fair ist.
Gibt es aus Ihrer Sicht Unterschiede zwischen den Beratungshonoraren für grosse Unternehmen und mittlere Unternehmen?
Aus Erfahrung wissen wir, dass die grossen Beratungsunternehmen eine andere Kostenstruktur haben als kleine Boutiquen. Da gilt es Alternativen im Beschaffungsmarkt zu suchen und aufzubauen, damit in einer Ausschreibung ein Wettbewerb stattfinden kann. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Einkauf Fach/Bedarfsteller ist in diesem Fall unumgänglich.
Christian Müller ist neben seiner Tätigkeit bei der Zürcher Kantonalbank Leiter der Arbeitsgruppe Honorare bei swissICT. Das Interview hat Cornelia Ammon geführt.
Nehmen Sie jetzt an der Erhebung der Beratungshonorare teil.