23. März 2021
Was verdienen User Experience Architekt*innen?
von Daniel Boos & Peter Horvath
swissICT erhebt jährlich die Salärstudie von IT-Mitarbeiter*innen aus vielen Branchen. 2020 waren es 33 493 Lohnangaben aus 246 Unternehmen – vom KMU bis zur Grossbank – aus der ganzen Schweiz. Rund ein Viertel der Unternehmen hat auch Lohndaten für User Experience Architekt*innen übermittelt.
Um die Salärentwicklung der User Experience Architekt*innen besser zu verstehen, ist es wichtig, gute Basisdaten zu haben. Die Fachgruppe User Experience hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, mehr Unternehmen mit User Experience Architekt*innen zur Teilnahme zu bewegen.
Exklusiv für diesen Artikel geben wir einerseits einen Einblick in Erkenntnisse der Salärstudie 2020. Andererseits weisen wir darauf hin, dass die Erhebung 2021 in Kürze startet.
Löhne auf Stufe Junior, Professional, Senior und Expert
Die folgenden Zahlen beziehen sich auf das Basissalär (Brutto) ohne weitere Kompensationen (bspw. Kinderzulage). Die Lohndaten sind in mehrere Kompetenzstufen aufgeteilt:
- Junior User Experience Architect*innen verdienen aktuell 84 000 CHF (Median) und sind zwischen 25 und 30 Jahre alt.
- Die Altersgruppe der Professional User Experience Architekt*innen ist deutlich breiter gestreut. Ihr Durchschnittsalter ist Mitte dreissig. Ihr Basissalär beträgt 95 000 CHF(Median). Bei älteren Professionals liegt der durchschnittliche Salär-Median rund 4 Prozent höher.
- Wie zu erwarten, finden sich bei den Senior User Experience Architect*innen vermehrt Personen in mittleren Alter, vorwiegend ab 40. Die Lohnstudie verfügt über die meisten Daten zu Löhnen auf der Senior-Stufe und ist deshalb hier besonders aussagekräftig. Der Medianlohn eines Seniors liegt bei rund 111 000 CHF. Das obere Quartil der Löhne von Seniors liegt 14 Prozent über dem Medianlohn der Seniors.
- Nur wenige User Experience Architekt*innen sind aktuell auf der Stufe Expert angestellt.
Bei Neueinstellungen werden auf allen Stufen aktuell leicht höhere Anfangslöhne im Vergleich zu bestehenden Mitarbeitenden bezahlt. Verglichen wird die bei den User Experience Architekt*innen am häufigsten gemeldete Stufe Senior mit anderen Rollen in der IT. So fällt auf, dass DevOps rund 7 Prozent, Product Owner 11 Prozent und Business-Analysten 13 Prozent über dem Median-Lohn eines oder einer User Experience Architekt*in liegen.
Was verdienen UX-Führungskräfte?
Mit der Zunahme der UXler*innen stellen sich weitere Fragen zur Weiterentwicklung von User Experience Architekt*innen hin zu Führungskräften. Vermehrt sind UX-Teams in Unternehmen entstanden und werden von User Experience Architekt*innen geführt. In vielen Unternehmen führt dies zu einem Lohnwachstum. Gemäss swissICT Studie wird ersichtlich, dass in der Managementstufe M1 der Medianlohn auf 130 000 CHF zunimmt. Zu den höheren Managementstufen wurden 2020 keine Nennungen gemacht.
Es stellt sich demgegenüber auch die Frage, ob und wie sich die Lohnsituation von User Experience Manager*innen von den anderen Rollen unterscheiden. Cornelia Ammon, Produktmanagerin bei swissICT, bemerkt dazu folgendes: «Betrachtet man die Managementstufe M1 so liegt der User Experience Architekt leicht unter dem Mittelfeld. In der Salärstudie ist jedoch auch zu sehen, dass gerade in den Managementstufen die Spannweite der Löhne zunimmt und gerade daher spezifische Lohnvergleiche wertbringend sind.»
UXler*innen werden wird immer wichtiger für Unternehmen
Das Thema User Experience ist schon seit Jahrzehnten ein Thema in der Informatik. Seit 1997 gibt es die Last Thursday Talks der Fachgruppe Software Ergonomics der Schweizer Informatikgesellschaft. Fahrt gewonnen hat das Thema in der Schweiz auch aufgrund von zunehmenden Ausbildungsangeboten:
- 2006 startete der erste Lehrgang zu Human Computer Interaction Design (MAS HCID) der Ostschweizer Fachhochschule.
- Die Fachhochschule Nordwestschweiz bietet seit 2015 den «CAS Usability und User Experience erfolgreich umsetzen» an.
- Die ZHdK hat ein breit gefächertes Angebot mit einem Bachelor- und Masterstudium in Interaction Design sowie Weiterbildungsprogrammen zum MAS Strategic Design.
- Verschiedene weitere Hochschulen (FH und HF) bieten ebenfalls Aus- und Weiterbildungen im Bereich User Experience an.
- Beliebt in der Schweiz sind auch internationale Zertifikate, wie das CPUX des Internationalen Usability und UX Qualification Board oder NN/g Zertifikate der Nielsen Norman Group.
Wechsel in UX-Beruf lohnt sich
Markus Stolze, Lehrgangsleiter das MAS HCID an der Ostschweizer Fachhochschule setzt sich seit Beginn mit den Kompetenzen der User Experience Architekt*innen, deren Rollen in Unternehmen und deren Löhnen auseinander. Es gibt aus seiner Sicht noch zu wenig empirische Daten.
In Gesprächen mit Absolvierenden ist ihm jedoch aufgefallen, dass «Personen mit einer Vorbildung in Informatik, Wirtschaftsinformatik oder Elektrotechnik bei einer Weiterbildung in Richtung User Experience ihr meist höheres Lohnniveau auch mit dem Wechsel der Aufgabe behalten. Personen mit einer grafischen oder sozialwissenschaftlichen Vorbildung gelingt häufig dank einer Weiterbildung in Richtung User Experience eine Lohnverbesserung. Dies ist besonders deutlich bei Arbeitgebern mit vielen Ingenieuren.»
Foto: Peter Horvath
Die Autoren
Daniel Boos (PHD) ist Product Owner User Experience Services bei der SBB (LinkedIn Profil). In der Fachgruppe User Experience kümmert er sich um Themen wie Verankerung von User Experience in Unternehmen und dem Digital Excellence Checkup.
Peter Horvath (EMBA) ist Berater für Strategie, UX und Service Design bei Whitespace (LinkedIn Profil). Er leitet das Schweizer Kapitel des Service Design Network und unterrichtet Human-Centered Design an der Hochschule Luzern.